Robert Klatt
Immer mehr Straßen erhalten spezielle Fahrradspuren, die für Autos gesperrt sind. Forscher haben untersucht, wie sich dies auf den Verkehr auswirkt.
Darmstadt (Deutschland). In Deutschland nimmt die Anzahl der Autos pro Einwohner laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) kontinuierlich zu. Wie Daten des TomTom Traffic Index zeigen, fließt der Verkehr in den Städten durch die hohe Autodichte immer langsamer. Viele Städte versuchen deshalb, alternative Verkehrsmittel attraktiver zu machen, etwa durch einen Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) oder Fahrradspuren. Dazu gehört auch die Stadt Offenbach, die seit Juli 2023 zwei der vier Spuren der Waldstraße für Autos gesperrt hat.
Wissenschaftler der Hochschule Darmstadt, University of Applied Sciences (h_da) um Jürgen Follmann, Professor für Verkehrsplanung, haben das Experiment begleitet, um zu untersuchen, welche Auswirkungen diese Entscheidung auf den Verkehr hat.
In den sozialen Medien befürchteten viele Menschen, dass die Umgestaltung der Straße zu mehr Staus führt. Laut dem Team um Follmann haben typische Stausymptome bei Autos, etwa dass diese zwei Zyklen lang an einer Ampel warten müssen, durch die Fahrradspuren nicht zugenommen. Auch eine Verlagerung des Autoverkehrs auf Parallelstraßen ist bisher nicht erfolgt.
Die Beobachtungen zeigen jedoch, dass viele Autofahrer die Fahrradspuren illegal nutzen. Bei einer Zählung haben 720 von 2.500 Autos (28,3 %) diese genutzt. Laut den Forschern ist dies teilweise dadurch zu erklären, dass vor allem Ortsfremde die neuen gelben Streifen, mit denen die Fahrradspuren gekennzeichnet sind, nicht als verbindliche Verkehrsführung erkennen.
Insgesamt sind die Wissenschaftler sowie die Verkehrsdezernentin Sabine Groß (Die Grünen) jedoch der Ansicht, dass die Fahrradspuren auf der Waldstraße einen positiven Effekt haben. Sie könnten somit dabei helfen, denn Anteil der Fahrradfahrer am gesamten Verkehrsaufkommen zu erhöhen. Aktuell liegt dieser bei nur zehn bis 15 Prozent.