Deutschland

Gaspreisbremse entlastet besonders reiche Haushalte

Robert Klatt

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Auf den Punkt gebracht
  • Die geplante Gaspreisbremse in Deutschland würde Haushalte mit hohen Einkommen besonders stark entlasten, weil diese im Mittel einen überdurchschnittlich hohen Gasverbrauch haben
  • Bei einer Wohnung in einem Mehrfamilienhaus (11.000 Kilowattstunden Gasverbrauch) läge die Entlastung bei 1.179 Euro pro Jahr
  • Ein Villenbesitzer mit beheizten Pool (90.000 KilowattstundenGasverbrauch) würde hingegen jährlich eine Entlastung von 9.648 Euro erhalten

Wohlhabende Haushalte mit einem hohen Gasverbrauch, etwa Villenbesitzer mit einem beheizten Pool, profitieren von der geplanten Gaspreisbremse besonders stark.

Düsseldorf (Deutschland). Die Gaskommission der Bundesregierung hat kürzlich als Reaktion auf die steigenden Gaspreise ein Konzept entwickelt, um Privathaushalte und Unternehmen zu entlasten. Laut einer Analyse des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung (HBS) würden von der sogenannten Gaspreisbremse in Deutschland aber besonders Haushalte mit hohen Einkommen profitieren.

Die ärmsten zehn Prozent der Haushalte würden durch die Gaspreisbremse jährlich 893 Euro erstattet bekommen. Damit würde sich ihre Gasrechnung bei einem unveränderten Verbrauch von 2.116 Euro auf 1.222 Euro fast halbieren. Bei den reichsten zehn Prozent der Privathaushalte läge die Entlastung pro Jahr hingegen bei 1.375 Euro.

Villenbesitzer mit Pool profitieren von Gaspreisbremse

Besonders stark profitieren würden von der Gaspreisbremse die besonders reichen Haushalte, deren Gasverbrauch im Mittel stark über dem Durchschnitt liegt. Als Beispiel nennen die Ökonomen des IMK eine Familie mit Villa und einem beheizten Pool, die im Jahr etwa 90.000 Kilowattstunden Gas verbraucht.

Diese würden laut den Berechnungen des IMK im Jahr eine Erstattung von 9.648 Euro aus Steuergeldern erhalten. Bei einer Wohnung in einem Mehrfamilienhaus mit einem jährlichen Gasverbrauch von 11.000 Kilowattstunden läge die Erstattung bei 1.179 Euro.

Als Basis der Berechnungen diente ein Gaspreis von 25 Cent je Kilowattstunde. Bei Neuverträgen liegt der Preis derzeit bei 24 Cent je Kilowattstunde.

Entlastung bei hohem Verbrauch begrenzen

Gegenüber dem SPIEGEL erklärte der wissenschaftliche Direktor des IMK, Sebastian Dullien, dass die Gaskommission das Problem bereits erkannt hat. Die Bundesregierung soll nun eine Lösung dafür erarbeiten, wie man die Entlastung bei Haushalten mit einem hohen Energieverbrauch begrenzen kann. Im Kommissionsbericht wird dazu etwa eine Höchstzahl an Kilowattstunden genannt.

„Die Regierung darf diesen Auftrag jetzt nicht ignorieren, sonst droht am Ende eine soziale Schieflage der Entlastungen und Skandalisierungspotenzial durch Populisten.“

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