38 Billionen Euro pro Jahr

Einkommen sinken durch den Klimawandel stark

Robert Klatt

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Der Klimawandel beeinflusst die Wirtschaftsleistung stark. Bis 2050 entstehen durch ihn Schäden, die die Investitionen, die nötig wären, um die globale Erwärmung zu begrenzen, deutlich übertreffen. 

Potsdam (Deutschland). In den letzten Jahren haben mehrere Studien belegt, dass der Klimawandel sich nicht nur auf die Lebensbedingungen auf der Erde auswirkt, sondern auch große ökonomische Auswirkungen hat.  Eine Analyse des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und der Europäischen Zentralbank (EZB) kam etwa zu dem Ergebnis, dass die Inflation bei Lebensmitteln durch die extremen Regelfälle und die häufigeren Dürren deutlich zunehmen.

Nun haben Forscher des PIK um Maximilian Kotz untersucht, wie stark der Klimawandel die Einkommen beeinflusst. Sie haben dazu Wetter- und Klimadaten von über 1.600 Regionen der letzten 40 Jahre analysiert und berechnet, wie die kommenden klimatischen Auswirkungen das Wirtschaftswachstum beeinflussen. Laut der Publikation im Fachmagazin Nature kommt es bis 2050 zu einem Einkommensverlust von 19 Prozent, selbst wenn die CO₂-Emissionen ab sofort signifikant sinken würden.

„Für die meisten Regionen, darunter Nordamerika und Europa, werden hohe Einkommensverluste prognostiziert, wobei Südasien und Afrika am stärksten betroffen sind. Diese Verluste werden durch unterschiedlichste wirtschaftsrelevante Wirkungen des Klimawandels verursacht, wie zum Beispiel Folgen für landwirtschaftliche Erträge, Arbeitsproduktivität oder Infrastruktur. Diese Schäden resultieren hauptsächlich aus dem Temperaturanstieg, aber auch aus Veränderungen bei den Niederschlägen und der Temperaturvariabilität.“

Schäden in Höhe von 38 Billionen Euro pro Jahr

Die Gesamtschäden durch den Klimawandel liegen laut den Forschern bis 2050 global bei 38 Billionen Euro jährlich. Sie übertreffen damit die Investitionen, die nötig wären, um die globale Erwärmung auf maximal zwei Grad Celsius zu begrenzen, um das Sechsfache. Laut Leonie Wenz sind die Schäden nicht auf einzelne Länder oder Regionen begrenzt, sondern betreffen fast den gesamten Planeten.

„Unsere Studie zeigt, dass der Klimawandel innerhalb der nächsten 25 Jahre in fast allen Ländern der Welt massive wirtschaftliche Schäden verursachen wird, auch in Ländern wie Deutschland, Frankreich und den Vereinigten Staaten. Diese Schäden innerhalb der nächsten Jahre sind eine Folge unserer bisherigen Emissionen.“

Die Wissenschaftlerin erklärt, dass eine sofortige Reduzierung der CO₂-Emissionen und Anpassungsmaßnahmen an die Auswirkungen des Klimawandels nötig sind, um die Schäden zu begrenzen.

„Wenn wir zumindest einige davon vermeiden wollen, brauchen wir mehr Anpassungsmaßnahmen. Zusätzlich müssen wir unsere CO2-Emissionen drastisch und sofort reduzieren - andernfalls werden die wirtschaftlichen Verluste in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts noch höher sein und bis Ende des Jahrhunderts im globalen Durchschnitt bis zu 60 Prozent betragen. Es kostet uns viel weniger, das Klima zu schützen, als dies nicht zu tun – und zwar selbst dann, wenn man nur rein wirtschaftliche Auswirkungen berücksichtigt und weitere Folgen wie die Verluste von Menschenleben oder der biologischen Vielfalt außen vor lässt.“

Jahresmitteltemperatur auf Länderebene

Laut den Forschern des PIK haben sich Studien zu den ökonomischen Auswirkungen des Klimawandels bisher hauptsächlich mit den zunehmenden Jahresmitteltemperaturen auf Länderebene beschäftigt. Die nun publizierte Studie hat hingegen mithilfe neuer empirischer Daten analysiert, wie Wetterextreme und -änderungen das Wirtschaftswachstum beeinflussen. Sie konnten somit extrapolieren, wie die Temperatur- und Niederschlagsveränderungen in den kommenden Jahrzehnten sich auf die Wirtschaft auswirken.

Wie Anders Levermann erklärt, berücksichtigt die neue Studie des PIKs zudem, wie lange Klimafolgen in der Vergangenheit die Wirtschaft beeinflusst haben. Weil sich die Forscher bei ihrer Prognose lediglich auf den Zeitraum von 2024 bis 2050 beschränkt haben, konnten sie präzise Ergebnisse liefern, die bei deutlich längeren Projektionen nicht möglich sind.

„Unsere Studie verdeutlicht die erhebliche Ungleichheit der Klimafolgen: Zwar stellen wir fast überall Auswirkungen fest, insgesamt das 80-fache des derzeitigen Bundeshaushalts, aber die tropischen Länder sind am meisten betroffen. Weil es dort bereits wärmer ist schlägt dort der Klimawandel am heftigsten zu. Die Länder, die am wenigsten für den Klimawandel verantwortlich sind, werden voraussichtlich Einkommensverluste erleiden, die 60 Prozent höher sind als in den Ländern mit höherem Einkommen und 40 Prozent höher als in den Ländern mit höheren Emissionen.“

Laut Levermann ist es zudem problematisch, dass die am meisten betroffenen Länder sich nur schwer an die Auswirkungen des Klimawandels anpassen können.

„Sie verfügen auch über die geringsten Ressourcen, um sich an die Klimafolgen anzupassen. Die Entscheidung liegt bei uns: Ein Strukturwandel hin zu einem erneuerbaren Energiesystem ist für unsere Sicherheit notwendig und ist auch die ökonomisch vernünftige Lösung. Wenn wir so weitermachen wie bisher, wird der Klimawandel zu katastrophalen Folgen führen. Die Temperatur des Planeten kann nur stabilisiert werden, wenn wir aufhören Öl, Gas und Kohle zu verbrennen.“

Nature, doi: 10.1038/s41586-024-07219-0

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