Robert Klatt
Die Covid-19-Impfungen schützen nicht alle Menschen gleich lang vor einer Infektion. Nun wurde entdeckt, dass dies an einem überraschenden Antikörpermuster liegt. Die Forscher empfehlen deshalb, bestimmte Personen deutlich öfter zu impfen.
Nagoya (Japan). Die Medizin hat während der Covid-19-Pandemie festgestellt, dass die Covid-19-Impfungen manche Menschen lange und zuverlässig vor einer Infektion schützen, während sich andere Menschen bereits kurz nach der Impfung mit dem Virus infizieren. Forscher der Nagoya University haben nun eine Studie publiziert, die untersucht, wieso der Covid-19-Impfschutz so stark schwankt.
Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Science Translational Medicine war bereits bekannt, dass manche Menschen durch die Impfstoffe viele Antikörper entwickeln und gut vor einer Infektion geschützt sind, während andere Menschen kaum Antikörper, also auch kaum vor dem Virus geschützt sind. Die neue Studie zeigt nun, dass es auch Personen gibt, die zunächst viele Antikörper entwickeln, diese aber anschließend sehr schnell abbauen.
Die Wissenschaftler haben für ihre Studie Daten von 2.526 Menschen aus Fukushima analysiert. Die Probanden haben ab Juni 2021 ihre erste Impfung erhalten, entweder mit dem mRNA-Impfstoff von Moderna oder Biontech/Pfizer. Die Reaktion des Immunsystems wurde danach mit zwei Blutproben, die drei bis acht Monate nach der Impfung entnommen wurden, überprüft. Anschließend haben die Probanden eine Boosterimpfung erhalten, deren Immunreaktionen zweimal nach einem bis zehn Monaten überprüft wurden.
Die Blutproben zeigen, dass die Antikörperwerte drei Monate nach der Impfung im Mittel um das 2,4-Fache fallen. Die Boosterimpfung erhöht die Antikörperwerte wieder, danach fallen diese nach fünf Monaten jedoch um das 1,8-Fache ab.
Eine Analyse der Antikörperwerte zeigt, dass drei unterschiedliche Gruppen bestehen. Die „Beständigen“ haben nach einer Impfung dauerhaft hohe Antikörperwerte und infizieren sich nur. Die „Verwundbaren“ bilden nur wenige Antikörper und haben auch nach dem Booster nur einen geringen Impfschutz, etwa weil Medikamente die Reaktion des Immunsystems hemmen. Sie infizieren sich deshalb häufig mit dem Virus.
Die sogenannten „Rapid Decliners“ entwickeln nach ihrer ersten Impfung einen hohen Antikörperspiegel, der jedoch schnell abnimmt. Sie infizieren sich deshalb nach einer Impfung am schnellsten. Bei vielen „Rapid Decliners“ verändert die Boosterimpfung die Situation aber stark und etwa ein Drittel der Gruppe wechselt danach in die Gruppe der „Beständigen“.
Laut den Wissenschaftlern zeigt die Studie, dass die Covid-19-Impfungen aufgrund der unterschiedlichen Immunreaktionen nicht bei allen Menschen dieselbe Schutzwirkung auslösen. Risikogruppen, darunter vor allem Menschen aus den Gruppen „Verwundbare“ und „Rapid Decliners“, sollten deshalb öfter geimpft werden, um ihre Antikörperwerte auf einem ausreichenden Niveau zu halten.
Science Translational Medicine, doi: 10.1126/scitranslmed.adv421