Immunzellen beeinflusst

Süßstoff verändert Genaktivität des Menschen

Robert Klatt

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Auf den Punkt gebracht
  • Süßstoff kann das Verhalten der Weißen Blutkörperchen beim Menschen verändern
  • Die Blutkörperchen verändern ihre Genaktivität und die Produktion bestimmter Immunbotenstoffe wird beeinflusst
  • Die Effekte zeigen, dass das Immunsystem Süßstoffe als vermeintlichen Krankheitserreger ansieht.

Süßstoffe modulieren die Genaktivität von Weißen Blutkörperchen und beeinflussen die Produktion von Immunbotenstoffe. Die Effekte zeigen, dass das Immunsystem Süßstoffe als vermeintlichen Krankheitserreger ansieht.

Freising (Deutschland). Süßstoffe werden meistens in Diätgetränken verwendet, weil sie als gesunde und kalorienarme Alternative zu Zucker gelten. Studien zeigten jedoch kürzlich, dass Süßstoffe Klumpen im Blut verursachen können und das Diabetesrisiko erhöhen. Forscher des Leibniz-Institut für Lebensmittel-Systembiologie an der Technischen Universität München (Leibniz-LSB@TUM) haben nun untersucht, ob und wie gängige Süßstoffe das Immunsystem des Menschen beeinflussen.

Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Nutrients erprobten die Wissenschaftler um Thomas Skurk dazu zunächst, wie Saccharin auf menschliche Weiße Blutkörperchen in einer Zellkultur wirkt. Sie konnten dabei beobachten, dass die Aktivität von mindestens 14 Genen als Reaktion auf den Süßstoff deutlich zunahm.

Kodierung der Immunbotenstoffe betroffen

Die Wirkung von Süßstoffen veranlasste eine erhöhte Aktivität bestimmter Gene, die für Süß- und Immunrezeptoren auf der Zellmembran verantwortlich sind. Beeinflusst wurden unter anderem Gene, die Immunbotenstoffe kodieren. Dieser Prozess wurde auch beobachtet, als Neutrophile einer Kombination von üblichen Süßstoffen präsentiert wurden.

Die stärkste Erhöhung der Transkription zeigte sich bei drei Chemokinen, CCL26, CCL2 und CXCL1. Diese Botenstoffe sind chemische Lockstoffe für eine breite Spanne von weißen Blutkörperchen, darunter die Neutrophilen.

Auswirkungen auch beim Menschen?

Anschließend untersuchten die Forscher, ob die Auswirkungen auf beim Menschen auftreten, wenn dieser Süßstoffe über Lebensmittel konsumiert. In einem Experiment nahmen fünf Probanden eine Lösung mit gängigen Süßstoffen zu sich. Diese enthielt pro Liter eine Mischung, die vergleichbar mit der in einer Dreiviertelliterflasche Light-Limonade vorkommt.

Um die Auswirkungen dieser Aufnahme zu analysieren, wurden mehrere Blutproben von den Probanden entnommen und auf Genaktivität sowie Verhalten der Leukozyten hin untersucht. Diese Proben wurden vier, acht und 14 Stunden nach dem Konsum der Süßstofflösung genommen. Die Resultate verdeutlichten, dass nach etwa vier Stunden die Konzentration von Süßstoffen im Blut der Teilnehmer merklich angestiegen war. Ähnlich wie in vorhergehenden Labortests wurde festgestellt, dass die Transkription der Leukozyten durch diese Erhöhung beeinflusst wurde.

„In dieser frühen Phase der Süßstoff-Versuchs war dies vor allem an den Cytokinen ablesbar.“

Die betroffenen Botenstoffe des Immunsystems sind unter anderem für die Bekämpfung von Krankheitserregern und die Kontrolle von Entzündungsreaktionen zuständig. Eine Tag nach dem Verzehr der Süßstoffe konnten die Forscher Veränderungen in der Regulation bestimmter Gene feststellen, die die Rezeptoren der Neutrophilen beeinflussen.

Süßstoff beeinflusst Immunzellen im Blut

Laut Dietmar Krautwurst zeigen die Ergebnisse, dass Süßstoff die Immunzellen im Blut beeinflusst.

„Unsere Resultate weisen darauf hin, dass bereits eine durchschnittliche Süßstoffaufnahme Immunzellen im Blut beeinflussen kann. Ob dies gesundheitlich gut oder schlecht ist, können wir zum jetzigen Zeitpunkt natürlich nicht sagen.“

Die Studienergebnisse deuten darauf hin, dass Leukozyten durch ihre Rezeptoren auf die im Blut vorhandenen Süßstoffe reagieren könnten. Gemäß den durchgeführten Untersuchungen besteht die Möglichkeit, dass eine veränderte Transkriptionsaktivität die Immunzellen dazu veranlasst, insbesondere bei Anwesenheit der drei getesteten Süßstoffe, intensiver auf bakterielle und andere Immunstimuli zu reagieren.

„Unsere Daten lassen uns annehmen, dass diese Modulation die Immunzellen in einen Zustand versetzt, der sie empfindlicher auf Immunstimuli reagieren lässt. Hierzu bedarf es weiterer Forschung.“

Nutrients, doi: 10.3390/nu15051260

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