Übergewicht

Neues Medikament reduziert die Kalorienaufnahme ohne Diät stark

 Robert Klatt

Neues Medikament soll gegen Übergewicht helfen )kcotS ebodAavhzuGmidaV(Foto: © 

Das Medikament Tirzepatid reduziert die Kalorienaufnahme des Menschen stark, ohne dass eine Diät oder eine bewusste Ernährungsumstellung nötig ist. Dies funktioniert, weil der Wirkstoff das Hungergefühl reduziert und Heißhungerattacken verhindert. Ein bewusstes Verzichten ist somit nicht nötig.

Baton Rouge (U.S.A.). Derzeit leiden rund 2,1 Milliarden Erwachsene an Übergewicht. Laut einer Studie der University of Washington (UW) nimmt das Problem ohne entsprechende Gegenmaßnahmen noch deutlich zu und ein Großteil der Weltbevölkerung könnte in wenigen Jahrzehnten dick oder adipös sein. Die Wissenschaft arbeitet deshalb intensiv an neuen Medikamenten, die Menschen mit Übergewicht beim Abnehmen helfen sollen.

Wissenschaftler des Pennington Biomedical Research Center haben nun eine Studie publiziert, laut der das Medikament Tirzepatid die Hirnregionen beeinflusst, die für den Hunger und das Belohnungsempfinden zuständig sind. Das zur Behandlung von Typ-2-Diabetes und zur Gewichtsreduktion entwickelte Medikament hat dadurch einen starken Einfluss auf das Hungergefühl, die Nahrungsaufnahme und das Körpergewicht.

Medikament senkt Kalorienaufnahme stark

Laut der Publikation im Fachmagazin Nature Medicine haben die Forscher eine sechswöchige klinische Untersuchung durchgeführt, bei der die Probanden entweder Tirzepatid, ein Medikament mit dem Wirkstoff Liraglutid oder ein Placebo erhalten haben. Tirzepatid hat deutlich stärkere Effekte erzielt als das Placebo und der etablierte Wirkstoff Liraglutid und es kam bereits nach drei Wochen zu signifikanten Veränderungen.

Die Probanden, die Tirzepatid erhalten hatten, haben im Mittel ihre Kalorienaufnahme um fast drei Viertel (72 %) reduziert, obwohl sie ihre Ernährung nicht bewusst umgestellt hatten und ihren Konsum nicht gezielt einschränkten. Eine spezielle Diät war laut den Forschern nicht nötig, weil das Medikament den Hunger und das Auftreten von Heißhungerattacken deutlich gesenkt hat.

„Menschen müssen normalerweise viel Willenskraft aufbringen, um ihr Essverhalten zu kontrollieren. Tirzepatid fördert die Gewichtsabnahme und verringert die Nahrungsaufnahme deutlich – offenbar ohne große bewusste Anstrengung der Teilnehmer. Das ist tatsächlich neu.“

Tirzepatid beeinflusst Hormonrezeptoren des Gehirns

Um zu analysieren, welche Prozesse Tirzepatid beeinflusst, haben die Forscher die Gehirnaktivität der Probanden mit der funktionellen Magnetresonanztomografie (fMRT) aufgezeichnet, während sie ihnen Bilder von besonders kalorienreichen Lebensmitteln gezeigt haben. Das fMRT zeigt, dass die Aktivität in Hirnregionen, die normalerweise auf fett- und zuckerreiche Lebensmittel stark reagieren, bei den Probanden gehemmt war.

„Wir glauben, dass dies die ersten Daten sind, die nahelegen, dass Tirzepatid die Gehirnfunktionen in essrelevanten Arealen stärker verändert als Liraglutid. Dass Tirzepatid im Durchschnitt mehr Gewichtsverlust erzeugt als Liraglutid, war bereits bekannt – unklar war bisher das Warum. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die stärkere Wirkung auf das Gehirn eine Ursache sein könnte.“

Die Untersuchung zeigt, dass Tirzepatid im Gegensatz zu Semaglutid oder Liraglutid nicht nur den GLP-1-Rezeptor aktiviert, sondern auch die Hormonrezeptoren GLP-1 und GIP. Das Medikament hat also eine zweifache Wirkung und beeinflusst neben dem Hungergefühl auch den Stoffwechsel.

Nature Medicine, doi: 10.1038/s41591-025-03774-9

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