UV-Strahlung

Mikrobiom unterstützt das Immunsystem und schützt vor Hautkrebs

Robert Klatt

Desinfektionsmittel greifen das Hautmikrobiom an, das vor UV-Strahlung und den Folgen wie zum Beispiel Hautkrebs schützt. )moc.yabaxipezeeks(Foto: © 

Mikroorganismen, die auf der Haut leben schützen vor der immunsuppressiven Wirkung der UV-Strahlung. Eine Desinfektion der Haut kann die natürliche Schutzwirkung abbauen und so Hautkrebs begünstigen.

Graz (Österreich). Das Licht der Sonne enthält im kurzwelligen Anteil UV-Strahlung, die besonders im Sommer schnell gefährlich werden kann. Die Ultraviolettstrahlung ist zwar wichtig für den Stoffwechsel und essentiell für die körpereigene Produktion von Vitamin D, kann aber auch bei zu langem Sonnenbaden und nicht ausreichendem Schutz akute Gesundheitsschäden wie Sonnenbrand und chronische Gesundheitsschäden bis hin zum Hautkrebs auslösen.

Wissenschaftler der Medizinischen Universität Graz haben aus diesem Grund untersucht welche Auswirkungen UV-Strahlung auf das Mikrobioms der Haut und das Immunsystem hat. Laut der im Onlinemagazin iScience veröffentlichten Studie sorgt die immunsuppressive Wirkung der UV-Strahlung dafür, dass das Immunsystem der Haut geschwächt wird, was die Entstehung von Hautkrebs begünstigt.

Hautmikrobiom beeinflusst Wirkung von UV-Strahlung

Die immunsuppressive Wirkung ist jedoch nicht in allen Fällen gleich, sondern wird durch das Hautmikrobiom, also die Gesamtheit aller Mikroorganismen, die auf der Haut leben, beeinflusst. Um das Ausmaß der Immunsystemunterdrückung zu untersuchen, haben die österreichischen Wissenschaftler diese mithilfe eines Laborexperiments analysiert.

Genutzt wurden dafür zwei Gruppen von Labormäusen, von denen eine keimfrei war, also kein Hautmikrobiom besaß, während das Hautmikrobiom der zweite Gruppe intakt war. Nach der Behandlung mit UV-Strahlung zeigten sich bei der Immunantwort der beiden Gruppen deutliche Unterschiede, die belegen, dass ein intaktes Hautmikrobiom die immunsuppressive Wirkung von UV-Strahlung abschwächen kann.

Ursächlich dafür ist, die bei einem nicht intakten Hautmikrobiom erhöhte Freisetzung von Zytokinen, die ein immunsuppressives Milieu erzeugen, also die Schutzfunktion des Immunsystems unterdrücken. Verantwortlich dafür ist hauptsächlich der Immunbotenstoff Interleukin 10, der im Experiment bei den keimfreien Mäusen verstärkt freigesetzt wurde.

Studien mit menschlichen Zellen

Weitere Studien sollen nun zeigen, ob die mit den Labormäusen gewonnenen Ergebnisse sich eins zu eins auf den Menschen übertragen lassen. Dazu werden Hautabriebe genutzt, die im Labor mit UV-Strahlung behandelt werden. Außerdem sollen weitere Experimente zeigen, welche Mikroorganismen die Schutzwirkung vor UV-Strahlung beeinflussen.

Aus den bisherigen Ergebnissen lassen sich bereits konkrete Handlungsempfehlungen ableiten. Dazu gehört der Verzicht auf Desinfektionsmittel vor dem Sonnenbaden, da diese das Hautmikrobiom angreifen und so die Schutzwirkung des Immunsystems schwächen.

iScience, doi: 10.1016/j.isci.2019.04.026

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