Alternatives Schmerzmittel

Medizinisches Cannabis erhöht Risiko für Herzrhythmusstörungen

Robert Klatt

Medizinisches Cannabis )kcotS ebodAoK_H(Foto: © 

Medizinisches Cannabis kann chronische Schmerzen lindern. Es erhöht aber das Risiko für Herzrhythmusstörungen (Arrhythmie).

Kopenhagen (Dänemark). In den letzten Jahren haben zahlreiche Studien die Wirkung von medizinischem Cannabis untersucht. Forscher der McGill University haben etwa entdeckt, dass medizinisches Cannabis bei Krebsschmerzen hilft und die Medikamenteneinnahme reduziert. Ungefährlich ist medizinisches Cannabis laut des Massachusetts General Hospital (MGH) aber nicht, weil es ein hohes Abhängigkeitspotenzial besitzt und eine Drogensucht auslösen kann.

Forscher des Copenhagen University Hospital um Anders Holt haben nun untersucht, ob medizinisches Cannabis bei Patienten, die es gegen chronische Schmerzen einnehmen, das Risiko von Herzrhythmusstörungen (Arrhythmie) erhöht. Es war zuvor bereits bekannt, dass der Freizeitkonsum der Droge das Risiko für kardiovaskuläre Probleme wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Herzrhythmusstörungen und peripherer Gefäßerkrankungen signifikant erhöht.

Risiko für Herzrhythmusstörungen verdoppelt

Laut der Publikation im European Heart Journal haben dazu Gesundheitsdaten von 5.391 Patienten analysiert. Als Kontrollgruppe dienten  26.941 Patienten mit chronischen Schmerzen, die diese nicht mit Cannabis behandeln. Die Daten zeigen, dass Herzrhythmusstörung bei 0,8 Prozent der Patienten, die medizinisches Cannabis konsumieren, sechs Monate nach dem Konsum auftreten. Es ist damit doppelt so hoch wie bei Patienten, die herkömmliche Schmerzmittel nutzen.

Betrachtet man statt den ersten sechs Monaten das gesamte erste Behandlungsjahr, ist der Risikounterschied deutlich geringer. Am stärksten erhöht Cannabis das Risiko für eine Herzrhythmusstörung bei Menschen, bei denen Diabetes, Krebs oder eine Herzerkrankung diagnostiziert wurden.

„Ich glaube nicht, dass diese Studie Patienten mit chronischen Schmerzen dazu bringen sollte, von medizinischem Cannabis Abstand zu nehmen, wenn andere Behandlungen unzureichend waren. Diese Ergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass zunächst eine verbesserte Überwachung ratsam sein könnte, insbesondere bei Patienten, bei denen bereits ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen besteht“.

Robert Page von der University of Colorado (UC) erklärt in einem Begleitartikel, dass „medizinischem Cannabis“ in Zukunft als „Cannabis für therapeutische Zwecke“ bezeichnet werden sollte. Laut dem Wissenschaftler implizierte „medizinisch“, dass das Cannabis sicher ist und keine Gesundheitsrisiken verursachen kann.

European Heart Journal, doi: 10.1093/eurheartj/ehad834

Spannend & Interessant
VGWortpixel