Robert Klatt
Kartoffeln gehören zu den beliebtesten Lebensmitteln in Deutschland. Nun wurde entdeckt, dass eine bestimmte Zubereitungsart gemieden werden sollte, weil sie das Typ-2-Diabetes-Risiko deutlich erhöht.
Cambridge (U.S.A.). Kartoffeln (Solanum tuberosum), eine Pflanze aus der Familie der Nachtschattengewächse, die sich aus Solanum etuberosum und Tomaten entwickelt hat, sollen laut unterschiedlichen Studien das Risiko für Typ-2-Diabetes beim Menschen erhöhen. Die Wissenschaft hat aber noch keine genauen Daten dazu, wie die Zubereitung von Kartoffeln sich auf das Diabetesrisiko auswirkt und welche Effekte es hat, Kartoffeln durch andere Lebensmittel zu ersetzen.
Forscher der Harvard T.H. Chan School of Public Health haben deshalb eine umfassende Studie durchgeführt, für die sie die Ernährung und Diabetesfälle von 205.107 Männern und Frauen aus der Nurses’ Health Study, der Nurses’ Health Study II und der Health Professionals Follow-up Study analysiert haben.
„Unsere Studie bietet tiefere, umfassendere Einblicke, indem wir unterschiedliche Kartoffelarten betrachtet, die Ernährung über Jahrzehnte hinweg verfolgt und untersucht haben, wie sich der Austausch von Kartoffeln durch andere Lebensmittel auswirkt. Wir verlagern die Diskussion von ‚Sind Kartoffeln gut oder schlecht?‘ hin zu einer differenzierteren und nützlicheren Frage: Wie werden sie zubereitet und was essen wir stattdessen.“
Laut der Publikation im Fachmagazin British Medical Journal haben die Probanden für die Studie über mehr als 30 Jahre regelmäßig ihre Ernährung dokumentiert und genau angegeben, wie oft sie bestimmte Lebensmittel, darunter Pommes frites, gebackene, gekochte und pürierte Kartoffeln sowie Vollkornprodukte, essen. Zudem haben sie die Wissenschaftler über neue Diagnosen wie Typ-2-Diabetes, unterschiedliche Lebensstil- und Gesundheitsfaktoren und demografische Faktoren informiert. Im Studienzeitraum sind 22.299 Personen an Typ-2-Diabetes erkrankt.
Die umfassenden Daten zeigen, dass bereits drei Portionen Pommes pro Woche das Typ-2-Diabetes-Risiko deutlich erhöhen (+ 20 %), während gebackene, gekochte oder pürierte Kartoffeln keinen Einfluss haben. Wenn man statt gebackener, gekochter oder pürierter Kartoffeln Vollkornprodukte isst, sinkt das Typ-2-Diabetes-Risiko leicht (- 4 %). Menschen, die Pommes frites durch Vollkornnudeln oder ein anderes Vollkornprodukt ersetzen, können dadurch ihr Typ-2-Diabetes-Risiko signifikant reduzieren (- 19 %).
„Die Botschaft für die öffentliche Gesundheit ist einfach und wirkungsvoll: Kleine Änderungen in unserer täglichen Ernährung können einen großen Einfluss auf das Risiko für Typ-2-Diabetes haben. Wenn wir Kartoffeln, insbesondere Pommes frites, einschränken und stattdessen gesunde Vollkornquellen für Kohlenhydrate wählen, könnten wir das Risiko für Typ-2-Diabetes in der gesamten Bevölkerung senken.“
Um die Effekte des Austauschs von Kartoffeln gegen Vollkornprodukte auf das Typ-2-Diabetes-Risiko zu verifizieren, haben die Forscher einen neuen metaanalytischen Ansatz verwendet, mit dem sie Daten von über 500.000 Probanden ausgewertet haben. Die Ergebnisse sind nahezu deckungsgleich. Laut den Forschern können die neuen Ergebnisse Entscheidungsträgern dabei helfen, für eine gesündere Ernährung zu sorgen.
„Für Entscheidungsträger unterstreichen unsere Ergebnisse die Notwendigkeit, über grobe Lebensmittelkategorien hinauszugehen und genauer hinzuschauen, wie Lebensmittel zubereitet werden und welche sie ersetzen. Nicht alle Kohlenhydrate und nicht einmal alle Kartoffeln sind gleich. Diese Unterscheidung ist entscheidend, um wirksame Ernährungsempfehlungen zu gestalten.“
British Medical Journal, doi: 10.1136/bmj-2024-082121