Unhörbare Frequenzen

Infraschall von Windrädern stört Schlaf nicht

Robert Klatt

Windpark in der Uckermark (Brandenburg) )kcotS ebodAnnamllerG oliT(Foto: © 
Auf den Punkt gebracht
  • Laut Kritikern soll der Infraschall von Windrädern die Gesundheit und den Schlaf negativ beeinflussen
  • Eine Studie im Schlaflabor zeigt nun, dass die unhörbaren Frequenzen weder den Schlaf stören noch das Wind-Turbinen-Syndrom (WTS) auslösen
  • Symptome wie Kopfschmerzen und Schlafstörungen werden demnach durch den Nocebo-Effekt verursacht

Infraschall von Windrädern soll laut Kritikern den Schlaf des Menschen stören. Eine Studie zeigt nun, dass die nicht hörbaren Frequenzen keinen Einfluss haben.

Sydney (Australien). Es gibt zahlreiche Verschwörungstheorien über Windräder, die in Deutschland für Widerstand bei Einwohnern sorgen und dadurch den Ausbau verzögern. Wie das Bayreuther Zentrum für Ökologie- und Umweltforschung (BayCEER) der Universität Bayreuth berichtet, gibt es aber keine wissenschaftliche Evidenz für negative Gesundheitseffekte durch Windenergieanlagen.

Ein Großteil der bisherigen Studien beschäftigte sich aber mit den hörbaren Geräuschen der Windparks. Der Infraschall der Windräder, also Schall unterhalb der menschlichen Hörfläche von 16 Hz, wurde hingegen kaum untersucht. Diese Schallemissionen kann der Mensch nicht hören. Trotzdem soll Infraschall sich laut Kritikern der Windräder negativ auf den Schlaf auswirken.

Auswirkungen von Infraschall

Ob und wie sich Infraschall auf den Schlaf des Menschen auswirkt, haben nun Forscher des Woolcock Institute of Medical Research (WIMR) untersucht. Laut ihrer Publikation nahmen an der Studie 37 gesunde, lärmempfindliche Erwachsene teil, die im Schlaflabor drei Nächte lang Infraschall mit einem Schalldruckpegel von 90 dB ausgesetzt werden. Es handelt sich dabei um ein Infraschalllevel, das höher als das eines Windparks mit acht Windturbinen in 390 Metern Entfernung ist.

Anwohner von Windkraftanlagen klagen unter ähnlichen Bedingungen oft über das Wind-Turbinen-Syndrom (WTS), dessen Ursache der Infraschall sein soll. Zu den Symptomen des WTS gehören Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, Schlafstörungen, Übelkeit, Tinnitus und Reizbarkeit.

Infraschall beeinflusst Schlafqualität nicht

Laut Professor Nathaniel Marshall hat der Infraschall bei keinem Probanden die Schlafqualität beeinflusst oder das WTS verursacht. Auch die Gehirnfunktion sowie die kardiovaskuläre und die psychologische Gesundheit blieben während der Studie unverändert.

„Keine der Personen, die dem Infraschall ausgesetzt waren, entwickelte etwas, das man als Windradsyndrom bezeichnen könnte.  Es gab keine Auswirkungen auf den Schlaf, die Hirnfunktion oder die kardiovaskuläre oder psychologische Gesundheit, so dass wir es für sehr unwahrscheinlich halten, dass Infraschall von Windkraftanlagen Krankheiten oder Schlafstörungen verursacht.“

Wie die Autoren im Fachmagazin Environmental Health Perspectives schreiben, zeigt die Studie somit, dass Infraschall von Windturbinen die Gesundheit nicht beeinflusst. Es ist somit wahrscheinlich, dass das WTS durch den Nocebo-Effekt verursacht wird.

Environmental Health Perspectives, doi: 10.1289/EHP10757

Spannend & Interessant
VGWortpixel