Hypnotische Suggestion

Hypnose blockiert Sinneswahrnehmung im Gehirn

D. Lenz

Eine Hypnose blockiert die Weiterverarbeitung von Reizen im Gehirn. )gro.aidepikiwflowdecnerwaL(Foto: © 

Eine Hypnose kann zwar nicht verhindern das Reize vom Gehirn registriert werden, aber sie kann die Weiterverarbeitung im Gehirn unterbinden.

Jena (Deutschland). Das negative Bild von Hypnose, die früher als Jahrmarkttrick oder fauler Zauber verschrieben war, hat sich in den letzten Jahren durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse stark gewandelt. Inzwischen gibt es Studien die belegen, dass Hypnose nachweisbare Effekte im Gehirn auslöst. Mögliche Folgen davon sind beispielsweise besserer Schlaf, kaum Angst vor einem Flug oder weniger Schmerzen während einer medizinischen Behandlung. Wie genau Hypnose diese Wirkung auslöst, wurde bisher aber nur in Ansätzen herausgefunden.

Veränderung der visuellen Wahrnehmung

Ein Team rund um Barbara Schmidt von der Friedrich-Schiller-Universität Jena hat nun anhand von Hypnose-Experimenten neue Erkenntnisse gewonnen. Zur Untersuchung der visuellen Wahrnehmung wurde 60 Probanden auf einem Computerbildschirm Symbole gezeigt. Die Reihe die vor allen aus Dreiecken bestand, wurde selten durch Quadrate unterbrochen, die von den Versuchsteilnehmern gezählt werden sollten.

Dann wurden die Teilnehmer hypnotisiert und das Experiment wurde erneut durchgeführt. Es sollte so festgestellt werden, ob sich die visuelle Wahrnehmung durch die Hypnose verändert. Schmidt erzählte, dass "sie ihnen suggerierten, dass sie ein hölzernes Brett vor ihren Augen sehen würden, welches ihre Sicht auf den Monitor behindert." Die Teilnehmer wurden vor dem Experiment zu gleichen Teilen aus Personen die sehr gut, mittelmäßig und kaum hypnotisierbar sind ausgewählt.

Auswirkungen auf die Ergebnisse vorhanden

Die Ergebnisse ihrer Studie haben die Wissenschaftler im Fachmagazin Scientific Reports publiziert. Wie die Forscher berichteten, „stieg die Fehleranzahl durch die suggerierte Sichtbehinderung erheblich an.“ Ohne Hypnose wurden rund 90 Prozent der Quadrate richtig gezählt, mit Hypnose waren es bei Teilnehmer die nur schwach auf Hypnose reagieren nur noch 80 Prozent und bei den Teilnehmern die besonders gut auf Hypnose reagieren nur noch 50 Prozent.

Schmidt erklärte, dass "je realer den Probanden dabei das Brett vor dem Kopf erschien, desto stärker nahm ihre Zählleitung ab.“ Obwohl das Holzbrett gar nicht vorhanden war, sondern nur per Hypnose suggeriert wurde, konnten die Teilnehmen viele Symbole nicht mehr erkennen. "Dies illustriert die Wirkung von Suggestionen und die Macht des Geistes".

Hirnströme schwächer

Die Gründe für die Blockade durch das nicht vorhandene Brett analysierte das Team, indem sie die Hirnaktivität der Versuchsteilnehmer durch ein Elektroenzephalogramm (EEG) aufzeichneten. Es stellte sich heraus, dass die frühen Hirnreaktionen die für die Symbolwahrnehmung verantwortlich waren durch die Hypnose nicht eingeschränkt wurden und weiterhin normal auftraten.

Unterschiede gab es nur bei den Hirnströmen die für die Weiterverarbeitung aufgenommener Reize im Gehirn verantwortlich sind. Die Forscher erklärten, dass die typischen Wellen unter Hypnose merklich schwächer sind. "Die Amplitude dieser P3b-Reaktion lag unter Hypnose bei nur 37 Prozent der normalen Amplitude unter Kontrollbedingungen." Die Ausprägung der jeweiligen Hemmung korrelierte jeweils damit, wie viele Symbole übersehen wurden.

Das Experiment zeigt, dass die einfache Verarbeitung, also das Erkennen der Symbole, auch unter Hypnose noch korrekt stattfand aber die weitere Verarbeitung blockiert wurde. Die Teilnehmer sahen die Symbole also, ihr Gehirn hat sie aber trotzdem nicht gezählt.

Schmid und ihre Kollegen erklärten: "Diese Ergebnisse sind ein wichtiger Schritt hin zu einem besseren Verständnis der Mechanismen, die für die Effekte der Hypnose verantwortlich sind. Denn sie stützen die Hypothese, dass Suggestionen unter Hypnose eine Dissoziation zwischen der primären Sinneswahrnehmung und der Verarbeitung dieser Reize im Gehirn verursachen."

Weitere Testreihen geplant

Um ihre Ergebnisse zu verifizieren wollen die Wissenschaftler nun weitere Testreihen mit anderen Sinnesreizen durchführen. Seniorautor Wolfgang Miltner erklärte, dass "sie nicht mehr zeigen müssen, dass Hypnose wirksam ist, denn das ist bewiesen. Es gilt vor allem herauszufinden, warum und wie solche merkwürdigen Wahrnehmungsveränderungen bei hypnotisierten Menschen möglich sind."

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