Molekulares Docking

Hepatitis-C-Medikamente wirksam gegen Covid-19

Robert Klatt

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Hepatitis-C-Medikamente können laut einer Computersimulation sehr wahrscheinlich auch zur Behandlung von Covid-19 genutzt werden. Zuvor wurden mithilfe des sogenannten molekularen Dockings bereits Wirkstoffe gegen die Coronaviren SARS-CoV und MERS-CoV gefunden.

Mainz (Deutschland). Medikamente zur Behandlung von Covid-19 (2019-nCoV) befinden sich derzeit noch in der Entwicklung. Erste Studien konnten allerdings bereits belegen, dass der ursprünglich zur Bekämpfung von Ebola konzipierte Wirkstoff Remdesivir auch die Symptome von Covid-19-Patienten lindern kann. Hoffnung macht außerdem die Bromtyrosine des Goldschwamms, deren Wirksamkeit gegen das neue Coronavirus bald in klinischen Studien erprobt werden soll.

Wissenschaftler der Johannes-Gutenberg-Universität (JGU) in Mainz haben im Bulletin of the World Health Organization (PDF) darüber hinaus Studienergebnisse vorgestellt, laut denen auch Hepatitis-C-Medikamente gegen Covid-19 helfen könnten. Das Team um Prof. Dr. Thomas Efferth simulierte dazu in Kooperation mit dem Helmholtz-Institut Mainz (HIM) mithilfe des Supercomputers MOGON II die Bindung von 42.000 unterschiedlichen Substanzen an Proteine von SARS-CoV-2.

Computersimulation erspart Laborexperimente

Es sollten so Substanzen gefunden werden, die das Eindringen des Virus in menschlichen Zellen verhindern oder die Vermehrung im Körper hemmen. Wie Efferth erklärt, „ist dieses als molekulares Docking bezeichnete und seit Jahren anerkannte Verfahren von Computersimulationen wesentlich schneller und kostengünstiger als Laborexperimente.“ In der Vergangenheit wurde das Verfahren unter anderem erfolgreich bei der Suche nach Wirkstoffen gegen die Coronaviren SARS-CoV und MERS-CoV eingesetzt.

Insgesamt konnten bei den mehr als 30 Milliarden Simulationen, deren Berechnung auf dem Supercomputer rund zwei Monate dauert, vier Medikamente identifiziert werden, deren Bindung an SARS-CoV-2 sehr wahrscheinlich so stark ist, dass sich dadurch Infektionen vermeiden lassen. Es handelt sich dabei um die Medikamente Simeprevir, Paritaprevir, Grazoprevir und Velpatasvir, die derzeit zur Behandlung von Hepatitis-C eingesetzt werden.

SARS-CoV-2 und Hepatitis-C-Virus ähnlich

Neben den Simulation spricht laut Efferth auch dafür, dass „es sich bei SARS-CoV-2 genau wie beim Hepatitis-C-Virus um ein sogenanntes einzelsträngiges RNA-Virus handelt.“ Bevor der klinische Einsatz der Medikamente bei Covid-19-Patienten beginnen kann, sind allerdings noch Laborexperimente mit Zellkulturen und anschließende klinische Studien notwendig, um die Wirksamkeit zu bestätigen und eventuelle Nebenwirkungen aufzudecken.

Bulletin of the World Health Organization, doi: 10.2471/BLT.20.255943

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