Aplysina aerophoba

Bromtyrosine des Goldschwamms könnten gegen Coronavirus helfen

Robert Klatt

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Bromtyrosine des Goldschwamms können multiresistente Keime und RNA-Viren bekämpfen. Schon bald soll eine klinische Studie untersuchen, ob die natürlichen Wirkstoffe auch gegen das neue Coronavirus helfen.

Freiburg (Deutschland).  In den letzten Jahren hat die Forschung auf der Suche nach neuen Wirkstoffen in Tieren und Pflanzen zahlreiche Substanzen gefunden, die in der Medizin möglicherweise schon bald in Medikamenten eingesetzt werden können. Dazu gehört beispielsweise der in nur China vorkommende Baum Abies beshanzuensis, der die Tumorbildung unterdrückt, die ebenfalls aus China stammende Lotwurzel Onosma paniculata, die gegen schwarzen Hautkrebs hilft sowie der Schleim des pazifischen Rotbarsches, der Bakterien enthält, die das Wachstum von Darmkrebszellen verlangsamen können.

Außerdem untersucht die Wissenschaft den Goldschwamm Aplysina aerophoba seit längerem, weil er sogenannte Bromtyrosine wie Aeroplysinin produziert. Der zu den Hornkieselschwämmen gehörende Schwamm setzt diese Aminosäuren frei, wenn sein Immunsystem von Bakterien und Viren angegriffen wird oder wenn sein Gewebe verletzt wurde.

Wirkung gegen RNA-Viren

Wissenschaftler der Technischen Universität Bergakademie Freiberg und der Technischen Universität Dresden konnten in ersten Studien bereits belegen, dass einige der vom Goldschwamm produzierten Bromtyrosine sogar gegen multiresistente Bakterien wirken. Seine natürlichen Wirkstoffe besitzen damit ein hohes Potential zur Produktion neuer Medikamente eingesetzt werden zu können.

Laut einer im Materials Science and Engineering: C publizierten Studie wirken einige der Naturstoffe des Goldschwamms auch gegen RNA-Viren, zu denen auch der Coronavirus SARS-CoV-2 gehört. Versuche mit menschlichen Zellkulturen zeigen, dass die Bromtyrosine sowohl die Vermehrung der Viren signifikant hemmen als auch das Eindringen in die Wirtszellen verhindern. Zytotoxische Effekte auf menschliches Gewebe traten hingegen durch den Einsatz der Bromtyrosine nicht auf.

Klinische Studien mit Corona-Patienten

Um zu untersuchen, ob mit dem Mittel auch Corona-Patienten behandelt werden können, sollen schon bald klinische Studien starten. Hermann Ehrlich, Co-Autor der Studie erklärt, dass „es den Wissenschaftlern gelungen ist, diese bioaktiven Substanzen in einer rein kristallinen Form und in solchen Mengen zu isolieren, dass diese für sofortige klinische Untersuchungen zur Verfügung stehen.“ Der Wissenschaftler erklärt außerdem, dass „die Forscher selbstverständlich in der aktuellen Situation offen für die Zusammenarbeit mit den entsprechenden Behörden und Institutionen sind.“

Mikrowellenstrahlung isolieren Bromtyrosine

Isoliert wurden die antiviralen Wirkstoffe aus den Zellen des Goldschwamms mithilfe von Mikrowellenstrahlung. Laut Ehrlich ist diese Methode für den Schwamm schonend, weil nur ein minimaler Gewebeanteil unter Wasser abgetrennt wird, was eine anschließende vollständige Regeneration ermöglicht.

Sollten klinische Studien belegen, dass die natürlichen Bromtyrosine gegen das Coronavirus wirksam sind, wäre eine Produktion im größeren Stil möglich. In der Natur wächst der Schwamm seit mehr als 500 Millionen Jahren in warmen Meeresgebieten, hauptsächlich im Mittelmeer vor Montenegro, Kroatien und Albanien. Die Wissenschaftler betreiben aber auch eine Schwammzuchtanlage in der montenegrinischen Adriastadt Kotor, um das medizinische Potential besser untersuchen zu können.

Materials Science and Engineering: C, doi: 10.1016/j.msec.2019.110566

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