Angiotensin-Rezeptor

Bluthochdruck verdoppelt Sterberisiko bei Covid-19-Infektionen

Robert Klatt

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Bluthochdruck sorgt für deutlich mehr Todesfälle und schwere Krankheitsverläufe bei Covid-19-Infektionen.

Sophia Antipolis (Frankreich). Studien haben bereits belegt, dass sowohl Rauchen als auch Übergewicht das Risiko für einen schweren Verlauf von Covid-19 stark erhöhen. Außerdem galt auch zu hoher Blutdruck als möglicher Risikofaktor für schwere und tödliche Covid-19-Erkrankungen. Wissenschaftler der European Society of Cardiology haben nun untersucht, ob und wie stark Blutdruck sich auf die durch den neuen Coronavirus SARS-CoV-2 ausgelöste Krankheit auswirkt.

Laut der im European Heart Journal publizierten Studie hat das Team um Chao Gao dazu Gesundheitsdaten von 2.866 Covid-19-Patienten ausgewertet, die zwischen dem 5. Februar und dem 15. März 2020 in einer Klinik in Wuhan versorgt wurden. 850 der Menschen, dies entspricht 29,5 Prozent, litten laut ihrer Patientenakte unter Bluthochdruck.

Bluthochdruck erhöht Sterberisiko deutlich

Die Analyse der Daten zeigt bei 2.027 Covid-19-Patienten ohne Bluthochdruck 22 Todesfälle, bei den 850 Patienten mit Bluthochdruck gab es hingegen 34 Todesfälle. Die Sterberate liegt somit bei 4,0 statt 1,1 Prozent. Laut Gao „bleibt ein gut doppelt so hohes Sterberisiko für Bluthochdruckpatienten bestehen, wenn weitere Einflussfaktoren wie das Alter, das Geschlecht und Vorerkrankungen herausgerechnet werden.“

Außerdem sorgt Bluthochdruck laut den Gesundheitsdaten bei Menschen, die die Krankheit überlegen, öfter für einen schweren Verlauf, der eine künstliche Beatmung per Intubation nötig macht.

Medikamente senken Sterberisiko bei Bluthochdruckpatienten

Die Wissenschaftler untersuchten überdies, ob Blutdrucksenker das Sterberisiko beeinflussen. Dieser Zusammenhang ist besonders interessant, weil viele Medikamente gegen Bluthochdruck über das Renin-Angiotensin-System das Blutdruckhormon Angiotensin II blockieren. Bei einer Coronavirus-Infektion werden die Angiotensin-Rezeptoren hingegen genutzt, um in die menschlichen Zellen einzudringen.

Die Studienautoren vermuteten daher, dass Blutdruckmittel Covid-19-Infektionen noch verschlimmern könnten. Laut Fei Li, Co-Autor, „haben die Wissenschaftler im Gegensatz zur Ausgangshypothese festgestellt, dass diese Medikamente kein erhöhtes Sterberisiko bei Covid-19 auslösen und stattdessen sogar schützend wirken können.“

140 der 850 Patienten mit Bluthochdruck nahmen keine Medikamente. Ihre Sterberate an Covid-19 lag laut den Studiendaten bei 7,9 Prozent. Von den übrigen 710 Patienten mit behandelten Bluthochdruck verstarben 3,2 Prozent. Unter Berücksichtigung weiterer Einflussfaktoren wird somit deutlich, dass eine medikamentöse Blutdruckeinstellung das Sterberisiko bei einer Covid-19-Infektion halbiert.

Blutdruckbehandlung bei Covid-19-Infektion nicht unterbrechen

Die Forscher konstatieren daher, dass „unbehandelte Bluthochdruckpatienten das höchste Risiko haben.“ Sie empfehlen deshalb allen Covid-19-Patienten mit Bluthochdruck ihre blutdrucksenkenden Medikamente weiter einzunehmen und nur in Rücksprache mit einem Arzt Änderungen an der Behandlung vorzunehmen.

Thomas Meinertz vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung betont ebenfalls, dass „gerade für diese Patientengruppe die konsequente Einnahme ihrer Medikamente wichtig ist, um ihr Herz im Falle einer Infektion mit Covid-19 oder einer anderen viralen oder bakteriellen Infektion nicht zusätzlich zu gefährden.“ Auch die Deutsche Hochdruckliga hat eine ähnliche Empfehlung ausgesprochen.

European Heart Journal, doi: 10.1093/eurheartj/ehaa433

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