Hormone und Fettsäuren

Biologische Ursachen für starke Tagesschläfrigkeit identifiziert

 Robert Klatt

Frau leidet unter Excessive Daytime Sleepiness (EDS) )kcotS ebodAsekzif(Foto: © 

Übermäßige Tagesschläfrigkeit ist für viele Menschen ein Problem. Nun wurden biologische Ursachen der Excessive Daytime Sleepiness (EDS) identifiziert. Das neue Wissen kann dabei helfen, neue Therapien zu entwickeln.

Boston (U.S.A.). In den U.S.A. leidet etwa ein Drittel der Erwachsenen unter übermäßiger Tagesschläfrigkeit. Die Excessive Daytime Sleepiness (EDS) erhöht das Risiko für unterschiedliche Gesundheitsprobleme, darunter Herz-Kreislauf-Leiden, Adipositas (Fettleibigkeit) und Diabetes. Die Medizin konnte bisher die Ursachen der starken Müdigkeit noch nicht vollständig entschlüsseln.

Forscher des Brigham and Women's Hospital (BWH) haben nun mehrere Moleküle im Blut identifiziert, die mit EDS in Zusammenhang stehen. Diese Moleküle deuten darauf hin, dass EDS sowohl durch äußere Einflüsse wie die Ernährung als auch durch innere Prozesse des Körpers wie das Hormonsystem entsteht.

„Unsere Studie legt nahe, dass Ernährung und Genetik bei EDS eine wichtige Rolle spielen können. Indem wir die biologischen Abläufe besser verstehen, erkennen wir zunehmend, wie und warum EDS entsteht, welche frühen Anzeichen es gibt und welche Möglichkeiten es gibt, Patienten zu helfen.“

Analyse von 877 Metaboliten

Laut der Publikation im Fachmagazin Lancet eBioMedicine haben die Wissenschaftler 877 Metaboliten untersucht. Diese chemischen Verbindungen entstehen durch Stoffwechselprozesse und werden unter anderem durch die Ernährung und Hormone beeinflusst. Sie haben dazu Blutproben von 6000 Teilnehmern der Hispanic Community Health Study/Study of Latinos (HCHS/SOL) verwendet. Die Probanden haben außerdem Fragebogen zu ihrer individuellen Tagesschläfrigkeit beantwortet.

Es konnten so sieben Metaboliten identifiziert werden, die mit EDS in Zusammenhang stehen. Die Analyse zeigt, dass vor allem Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren, die in der gesunden mediterranen Diät vorkommen, das Risiko für Tagesschläfrigkeit reduzieren. Tyramin, das oft in fermentierten oder überreifen Lebensmitteln vorkommt, erhöht das Risiko hingegen, vor allem bei Männern. Außerdem zeigt die Analyse, dass bestimmte Sexualhormonmetaboliten im Zusammenhang mit schlafrelevanten Prozessen wie der Melatoninproduktion stehen.

Ernährungsumstellung gegen Tagesschläfrigkeit

Wie die Forscher erklären, können die Ergebnisse dabei helfen, neue Therapien zu entwickeln. Tagesschläfrigkeit könnte demnach sowohl durch eine Ernährungsumstellung als auch durch Medikamente behandelt werden. In kommenden klinischen Studien möchten die Wissenschaftler deshalb prüfen, ob eine gezielte Ernährungsumstellung oder Nahrungsergänzungsmittel die Tagesschläfrigkeit tatsächlich reduzieren können.

„Eine klinische Studie wäre ein bedeutender nächster Schritt und könnte uns zeigen, ob Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren aus der Ernährung tatsächlich das Risiko für EDS senken.“

Lancet eBioMedicine, doi: 10.1016/j.ebiom.2025.105881

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