Serotonin-2A/C-Rezeptor

Biologische Ursache für plötzlichen Kindstod entdeckt

Robert Klatt

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Die Ursache des Plötzlichen Kindstods war bisher unbekannt. Nun wurde entdeckt, dass es zum Sudden Infant Death Syndrome (SIDS) kommt, wenn drei Faktoren zusammentreffen.

Boston (U.S.A.). Laut Daten des Universitätsklinikums Bonn (UKB) sind im Jahr 2020 in Deutschland 84 Kinder Plötzlichen Kindstod gestorben. Die Ursache des Sudden Infant Death Syndrome (SIDS), bei dem plötzlich gesund erscheinende Babys sterben, ohne dass ein eindeutiger medizinischer Grund gefunden werden kann, ist bis heute unklar. Forscher des Children's Hospital at Westmead konnten kürzlich aber einen Biomarker entdecken, der ein hohes SIDS-Risiko anhand von Blutanalysen vorzeitig zeigen kann.

Wissenschaftler des Boston Children's Hospital haben laut einer Publikation im Journal of Neuropathology & Experimental Neurology nun eine biologische Ursache für den Plötzlichen Kindstod entdeckt. Dazu haben sie Gewebeproben analysiert, die im Zusammenhang mit Kindersterblichkeit in den Jahren 2004 bis 2011 beim medizinischen Gutachter von San Diego gesammelt wurden. Zudem konnten sie die Hirnstämme von 70 Säuglingen, die in dieser Zeitspanne verstorben sind, untersuchen und auf regelmäßig auftretende Unregelmäßigkeiten testen.

Serotonin-2A/C-Rezeptor

Dabei entdeckten sie, dass der Serotonin-2A/C-Rezeptor bei plötzlichen Säuglingstodesfällen im Vergleich zu Kontrollgruppen von Kindersterblichkeit anders wirkt. Frühere Studien an Nagetieren haben ergeben, dass die Signalgebung des 2A/C-Rezeptors zur Aktivierung und Selbstreanimation beiträgt, was den Sauerstoffstatus des Gehirns während des Schlafes schützt. Diese neue Erkenntnis untermauert die Hypothese, dass eine biologische Anomalie einige Säuglinge in bestimmten Situationen besonders anfällig für tödliche Komplikationen macht.

Drei Faktoren verursachen Plötzlichen Kindstod

Die Wissenschaftler hier sind überzeugt, dass das plötzliche Kindstod-Syndrom auftritt, wenn drei Faktoren zusammentreffen. Das Kind befindet sich im ersten Lebensjahr in einer kritischen Phase der Herz-Lungen-Entwicklung, das Kind ist externen Belastungen ausgesetzt, wie etwa dem Schlafen in Bauchlage oder dem Teilen eines Bettes, und das Kind weist eine biologische Besonderheit auf, die es während des Schlafens anfälliger für Atemprobleme macht. Wie Robin Haynes erklärt, besteht beim Plötzlichen Kindstod aber noch großer Forschungsbedarf.

„Die vorgestellten Ergebnisse knüpfen an vorherige Studien unseres und anderer Labore an, welche Auffälligkeiten im serotonergen System einiger SIDS-Säuglinge aufzeigten. Obwohl wir Anomalien am Serotonin-2A/C-Rezeptor bei SIDS festgestellt haben, bleibt die Verbindung zwischen diesen Unregelmäßigkeiten und der Todesursache unklar. Es besteht noch erheblicher Forschungsbedarf, um die Auswirkungen dieser Rezeptoranomalien im Kontext eines größeren Netzwerks aus Serotonin- und Nicht-Serotonin-Rezeptoren zu bestimmen, die lebenswichtige Funktionen in der Herz- und Atemsteuerung bei Belastungen schützen. Aktuell verfügen wir über keine Methoden, um Säuglinge mit biologischen Anomalien im serotonergen System zu identifizieren. Daher ist die Einhaltung von sicheren Schlafpraktiken nach wie vor von entscheidender Bedeutung.“

Journal of Neuropathology & Experimental Neurology, doi: 10.1093/jnen/nlad030

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