Wirkstoff Omalizumab

Asthmamedikament hilft auch bei Lebensmittelallergien

Robert Klatt

Spitze mit dem Asthmamedikament Xolair )kcotS ebodAINORTEHC leinaD(Foto: © 

Lebensmittelallergien können tödlich enden. Das seit Jahrzehnten zugelassene Asthmamedikament Xolair kann allergische Reaktionen verhindern und dadurch das Leben vieler Menschen verbessern.

Baltimore (U.S.A.). Die Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde (FDA) hat das injizierbare Medikament Xolair bereits vor mehr als 20 Jahren zur Behandlung von allergischem Asthma zugelassen. Eine Studie der Johns Hopkins University School of Medicine (JHUSOM) zeigt nun, dass das Medikament auch die Reaktionen bei mehreren Nahrungsmittelallergien hemmen kann. Laut den Forschern könnte es deshalb ein potenziell lebensveränderndes Mittel für viele Menschen sein.

Laut der Publikation im New England Journal of Medicine haben die Forscher um Robert Wood eine Studie mit 180 Probanden im Alter von 1 bis 55 Jahren durchgeführt, bei denen eine Erdnussallergie und mindestens zwei weiteren Nahrungsmittelallergien diagnostiziert waren. Die Studienteilnehmer erhielten für 16 bis 20 Wochen entweder Injektionen mit dem Asthmamedikament oder mit einem Placebo.

Erdnussverträglichkeit nimmt zu

Ein Großteil der mit dem Wirkstoff Omalizumab behandelten Patienten (66,9 %) konnten danach 600 Milligramm (mg) oder mehr Erdnussprotein vertragen. Dies entspricht etwa 2,5 Erdnüssen. Bei der Placebogruppe war der Anteil deutlich kleiner (6,8 %). Omalizumab kann laut den Studiendaten überdies auch bei anderen verbreiteten Nahrungsmittelallergenen, darunter Milch, Eier, Weizen, Cashewnüsse, Walnüsse und Haselnüsse, bei meisten Menschen starke allergische Reaktionen verhindern.

„Das tägliche Leben von Patienten mit Nahrungsmittelallergie wird vom Furcht vor versehentlicher Exposition gegenüber Nahrungsmittelallergenen verzehrt. Unsere Ergebnisse haben das Potenzial, sehr bedeutungsvoll und möglicherweise sogar lebensverändernd für Menschen mit Nahrungsmittelallergien zu sein.“

Nahrungsmittelallergien sind weitverbreitet

Laut Gesundheitsdaten besitzen in den U.S.A. mindestens acht Prozent der Kinder und zehn Prozent der Erwachsenen eine oder mehr Nahrungsmittelallergien. Überdies ist ein Großteil der Bevölkerung (86 %) auf mindestens ein Lebensmittel allergisch. Betroffene Menschen müssen bisher stetig auf ihre Ernährung achten, weil eine starke Lebensmittelallergie im schlimmsten Fall tödlich enden kann.

Bislang gibt es noch keine zugelassenen Behandlungen, die die allergischen Reaktionen hemmen oder komplett verhindern. Die Forscher sind überzeugt, dass Omalizumab diese Lücke schließen könnte, indem es die Schwelle erhöht, bei der allergische Reaktionen auftreten. Dies würde die Lebensqualität von Millionen von Menschen mit Nahrungsmittelallergien deutlich verbessern. Als Reaktion auf die Studie hat die FDA Omalizumab kürzlich für die Behandlung mehrerer Nahrungsmittelallergien zugelassen.

New England Journal of Medicine, doi: 10.1056/NEJMoa2312382

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