Ophidascaris robertsi

Acht Zentimeter langer, lebendiger Wurm aus menschlichen Gehirn entfernt

Robert Klatt

Wurm der Art Ophidascaris robertsi )sesaesiD suoitcefnI gnigremE(Foto: © 

In Australien wurde aus dem Gehirn einer Frau ein acht Zentimeter langer, lebendiger Wurm operativ entfernt. Normalerweise kommt der Parasit nur bei Schlangen vor.

Canberra (Australien). In Australien haben Ärzte aus dem Gehirn einer 64-jährigen Frau einen acht Zentimeter langen lebendigen Rundwurm (Ophidascaris robertsi) operativ entfernt. Laut Sanjaya Senanayake, einem der führenden Experten für Infektionskrankheiten, befällt der Parasit normalerweise nur Pythons. Der operierende Arzt war laut einem Bericht des Guardian deshalb völlig perplex, als der den lebendigen und zappelnden Wurm im Gehirn seiner Patienten entdeckt hat.

„Dies ist der erste menschliche Fall von Ophidascaris, der weltweit beschrieben wird. Unseres Wissens ist dies auch der erste Fall, bei dem das Gehirn einer Säugetierart, ob Mensch oder nicht, betroffen ist.“

Bauchschmerzen und Durchfall

Laut der Publikation im Fachmagazin Emerging Infectious Diseases litt die betroffene Frau aus New South Wales zunächst an anhaltenden Bauchbeschwerden und Durchfall, gefolgt von trockenem Husten und nächtlichem Schwitzen. Ein Jahr später kamen Gedächtnisprobleme und depressive Zustände hinzu. Sie wurde daher zur weiteren Behandlung in ein Krankenhaus verlegt. Dort zeigten Gehirn-MRT-Aufnahmen Auffälligkeiten, die einen chirurgischen Eingriff erforderlich machten.

„Aber der Neurochirurg hat bestimmt niemals gedacht, dass er einen zappelnden Wurm finden würde. Neurochirurgen haben regelmäßig mit Infektionen im Gehirn zu tun, aber das war ein einmaliger Fund - damit hatte niemand gerechnet.“

Die Wissenschaftler machen deutlich, dass eine Ansteckung mit Ophidascaris nicht von Mensch zu Mensch weitergegeben wird. Daher besteht, im Gegensatz zu Krankheiten wie Covid-19 oder Ebola, die das Potenzial für pandemische Ausbreitungen haben, bei diesem speziellen Fall der Patientin kein Risiko für eine weitreichende Epidemie.

Infektion in der Natur?

Die Frage, wie der Parasit ins Gehirn der Frau aus Australien gelangte, ist ebenso interessant. Sie lebt in einer Seenlandschaft, die auch von Teppichpythons bewohnt wird. Obgleich sie nie direkt mit diesen Reptilien in Berührung gekommen ist, sammelt sie oft lokale Pflanzen und Kräuter in der Nähe der Gewässer für kulinarische Zwecke. Das wissenschaftliche Team spekuliert, dass eine der Pythons möglicherweise Parasiteneier im Gras hinterlassen hat. Es wird angenommen, dass die Frau sich infizierte, als sie diese Pflanzen handhabte und dabei die Eier der Parasiten auf Nahrungsmittel oder Küchengeräte übertrug.

Emerging Infectious Diseases, doi: 10.3201/eid2909.230351

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