Wassertemperatur im Atlantik

Methode zur Prognose von Hitzewellen entdeckt

Robert Klatt

Hitzewelle in Zentraleuropa )kcotS ebodA3128akire(Foto: © 

In Europa kommt es immer häufiger zu Hitzewellen. Nun wurde eine Prognosemethode entdeckt, die bei der Gefahrenabwehr helfen soll.

Kiel (Deutschland). In Europa sind im letzten Jahr laut dem Barcelona Institute for Global Health (IS Global) etwa 61.000 Menschen an hohen Temperaturen gestorben. Eine Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) zeigte zudem, dass in den kommenden Jahrzehnten siebenmal häufiger Hitzewellen auftreten werden. Um besonders anfällige Menschen, etwa Senioren, schützen zu können, ist eine bessere Prognose entscheidend.

Forscher des Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung (GEOMAR) um den Klimaphysiker Julian Krüger haben nun entdeckt, dass die Oberflächentemperaturen des Wassers im Nordatlantik in Kombination mit bestimmten atmosphärischen Bedingungen das Risiko für Hitzewellen in Zentraleuropa deutlich erhöhen.

„Die Ergebnisse der Studie tragen dazu bei, den statistischen und physikalischen Zusammenhang zwischen der nordatlantischen Oberflächentemperatur und europäischen Hitzeereignissen zu verstehen, was auch für eine bessere Vorhersagbarkeit von Hitzeereignissen in einem sich ändernden zukünftigen Klima entscheidend ist.“

Analyse von Meeresoberflächentemperaturen

Laut der Veröffentlichung im Fachmagazin Dynamic Meteorology and Oceanography haben die Forscher für den Zeitraum von 1979 bis 2019 detailliert analysiert, ob die Meeresoberflächentemperaturen des Nordatlantiks das Auftreten von Hitzewellen in Zentraleuropa beeinflusst. Die Kombination aus Beobachtungsdaten und Wettermodellen hat einen unerwarteten Zusammenhang aufgedeckt. Es stehen demnach niedrige und nicht hohe Wassertemperaturen in einem direkten Zusammenhang mit diesen Hitzeereignissen.

Kühle Wasser- und heiße Landtemperaturen

Im analysierten Zeitraum fanden die Forscher zwölf Ereignisse, bei denen auf niedrige Oberflächentemperaturen im Nordatlantik Hitzewellen in Europa gefolgt sind. Zusätzlich wurden 17 Fälle entdeckt, bei denen es zu hohen Landtemperaturen kam, nachdem die nordatlantischen Meeresoberflächentemperaturen (SST) gesunken sind.

Zudem war das Zusammenspiel eines Tiefdruckgebiets über dem Nordatlantik und eines Hochdruckgebiets über Europa auffällig. Dieser Zusammenhang zeigte sich besonders deutlich in den Sommern 2015 und 2018, als der Nordatlantik ungewöhnlich niedrige Temperaturen aufwies, während in Europa gleichzeitig extreme Hitzeereignisse stattfanden.

Wärmestrom in die Atmosphäre

Um den entdeckten Zusammenhang zwischen den Nordatlantiktemperaturen und den Hitzewellen erklären zu können, haben die Wissenschaftler unterschiedliche meteorologischen Faktoren untersucht. Dabei entdeckten sie, dass der subpolare Nordatlantik während der Hitzewellen an Land verstärkt Wärme in die Atmosphäre abgibt. Diese Wärme verursacht in Europa Hochdruckgebiete, die wiederum zu einem klaren Himmel führen, der die Sonneneinstrahlung erhöht. Infolgedessen steigen die Oberflächentemperaturen und es kommt zu Hitzewellen.

Dynamic Meteorology and Oceanography, doi: 10.16993/tellusa.3235

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