Höchste Temperaturen

Über 61.000 Hitzetote in Europa

Dennis L

Hitzesommer in Europa mit zahlreichen Todesfällen )kcotS ebodAykspaa(Foto: © 

Der Sommer 2022 war der heißeste Sommer in Europa seit dem Beginn der Aufzeichnungen. An den hohen Temperaturen starben mehr als 61.000 Menschen. Sollten keine Maßnahmen erfolgen, wird die hitzebedingte Sterblichkeit deutlich zunehmen.

Barcelona (Spanien). Der Sommer 2022 war der bisher heißeste Sommer in Europa seit dem Beginn der Aufzeichnungen. Laut einer Studie des Barcelona Institute for Global Health (IS Global), die im Fachmagazin Nature Medicine publiziert wurde, gab es in diesem Sommer mehr als 61.000 Menschen Hitzetote in Europa. Am meisten Hitzetote gab es Italien (18.010) und Spanien (11.324 Tote). In Deutschland starben laut dem IS Global im Sommer 2022 8.173 Menschen an den Folgen der hohen Temperaturen. Das Robert Koch-Instituts (RKI) berechnete, dass es im Sommer 2022 4.500 Hitzetote in Deutschland gab.

Die deutliche Abweichung zwischen den Zahlen des IS Global und des RKI entstanden, weil die exakte Anzahl der Hitzetoten nur schwer bestimmt werden kann. In der Regel werden Hitzewellen nicht direkt als Todesursache, wie bei einem Hitzschlag oder einem Sonnenstich, registriert. Statistiker müssen daher auf die systematische Auswertung von Sterbefällen und den Vergleich von Todesraten in heißeren im Vergleich zu kühleren Sommern zurückgreifen. Wenn in Perioden hoher Temperaturen mehr Todesfälle auftreten als in vergleichbaren Zeiträumen in anderen Jahren, dann wird dieser Überschuss an Todesfällen als hitzebedingt betrachtet.

45 Millionen Todesfälle analysiert

Die Forscher um Joan Ballester vom IS Global haben deshalb für ihre Studie umfangreiche Datenanalysen durchgeführt, die 45 Millionen Todesfälle von Januar 2015 bis November 2022 aus 823 Regionen umfassen und 543 Millionen Einwohner aus 35 europäischen Ländern repräsentieren.

Diese Daten wurden vom Statistischen Amt der Europäischen Union (EUROSTAT) bezogen und durch Informationen nationaler Statistikbehörden ergänzt. Zur Durchführung ihrer Analyse setzten die Forscher die Anzahl der Todesfälle in Relation zu sogenannten Temperaturanomalien, die als Abweichungen zwischen beobachteten Temperaturen und festgelegten Basistemperaturen definiert sind. Die Basistemperaturen wurden dabei als Durchschnittswerte aus dem Referenzzeitraum von 1991 bis 2020 ermittelt.

Hitzetote je eine Million Einwohner

Mit 237 hitzebedingten Todesfällen pro eine Million Einwohner zählt Spanien neben Italien (295), Griechenland (280) und Portugal (211) zu den Ländern mit der höchsten Betroffenheit. Frankreich weist unter Menschen im Alter bis 64 Jahren die größte Anzahl an Todesfällen aufgrund von Hitze auf (1007). Insgesamt belegt Frankreich mit 73 Hitzetoten pro eine Million Einwohner eine mittlere Position im europäischen Vergleich. Bezogen auf die Bevölkerungszahl wurden in Deutschland 98 hitzeassoziierte Todesfälle pro eine Million Einwohner verzeichnet, womit Deutschland in einem Ranking von 35 europäischen Ländern den 13. Platz einnimmt.

Hitze gefährdet Senioren

Sofern diese Daten zugänglich waren, klassifizierten die Forschenden die Hitzetodesfälle nach Altersgruppen. Demnach waren im Sommer 2022 4822 der Hitzetoten jünger als 65 Jahre, 9226 waren zwischen 65 und 79 Jahre alt, und 36.848 waren 80 Jahre oder älter. Diese Zahlen bekräftigen, dass Senioren besonders hohen Risiken ausgesetzt sind.

Die Verfasser der Studie appellieren an die politischen Entscheidungsträger, Maßnahmen zu ergreifen. Falls anpassungsfähige Strategien an den Klimawandel unterbleiben, prognostizieren die Forscher eine durchschnittliche Belastung durch hitzebedingte Sterblichkeit von etwa 68.000 Todesfällen pro Sommer bis zum Jahr 2030, mehr als 94.000 Todesfällen bis 2040 und weit über 120.000 Todesfällen bis zum Jahr 2050.

„Angesichts des Ausmaßes der hitzebedingten Sterblichkeit auf dem Kontinent mahnen unsere Ergebnisse eine Neubewertung und Stärkung von Hitzeüberwachungs-Plattformen, Präventionsplänen und langfristigen Anpassungsstrategien an.“

Nature Medicine, doi: 10.1038/s41591-023-02419-z

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