Bohrung in Magmakammer

Island möchte Vulkan als Energiequelle nutzen

Robert Klatt

Vulkan als Energiequelle )kcotS ebodAzsuetaM(Foto: © 

Island nutzt geothermische Quellen zur Energieproduktion. In Zukunft soll die geothermale Energie noch effizienter verwendet werden, indem eine Magmakammer direkt angebohrt wird.

Reykjavík (Island). Island produziert aktuell einen Großteil seiner Primärenergie (65 %) per Geothermie. Bisher wird dazu heißes, meist schwefelhaltiges Wasser verwendet, das durch die vielen aktiven Vulkane aufgeheizt wird. Im Rahmen des Projekts Krafla Magma Testbed (KMT) soll nun erforscht werden, ob die geothermale Energie noch effizienter genutzt werden kann. Dazu möchten Wissenschaftler eine Magmakammer direkt anbohren.

In der Forschung sind solche Experimente, von denen bisher nur wenige durchgeführt wurden, umstritten, weil ihre Risiken kaum abgeschätzt werden können. Überdies ist es komplex, die Position von Magmakammern unter der Erde exakt zu bestimmen. In Island wurde aber kürzlich zufällig eine Magmakammer unter dem Vulkan Krafla lokalisiert, in die versehentlich gebohrt wurde. Dabei wurde der Bohrer durch das Magma beschädigt, was die Existenz der Kammer belegt.

Magmakammer als Energiequelle

Im Projekt KMT soll diese Magmakammer als Energiequelle verwendet werden. Es ist dazu geplant, die Kammer anzubohren, um sie genauer zu untersuchen. Die Bohrung soll erst 2026 beginnen, weil zuerst geeignete Messinstrumente für die Untersuchung der Magmakammer entwickelt werden müssen. Die Wissenschaftler möchten unter anderem die Temperatur und den Druck bestimmen, ob zu untersuchen, ob die Magmakammer sich als Energiequelle eignet. Die Messdaten sollen überdies dabei helfen, den Vulkanismus und die Eruptionen besser zu verstehen.

Temperatur von 900 Grad Celsius

Die Projektverantwortlichen schätzen, dass in der Magmakammer eine Temperatur von etwa 900 Grad Celsius herrscht und Energiequelle etwa 500 Mal so hoch ist wie der der Atmosphäre. Wenn diese Annahmen der Realität entsprechen, könnte das Bohrloch etwa zehnmal so viel Energie bereitstellen wie ein herkömmliches geothermisches Bohrloch.

Ein weiterer Vorteil ist die signifikant geringere Bohrtiefe. Normale Geothermieanlagen in Island benötigen ein Bohrloch in etwa 2,5 Kilometer Tiefe. Die Magmakammer ist hingegen nur 2,0 Kilometer tief.

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