Grönland

Grönland erhebt sich schneller als der Meeresspiegel

Robert Klatt

Messdaten von GNET )ecapS UTD(Foto: © 

Der globale Meeresspiegel nimmt durch das Abschmelzen der Gletscher stetig zu. In Grönland kommt es durch geologische Prozesse aber dazu, dass die Landmassen sich stärker erheben.

Lyngby (Dänemark). In der Arktis sind seit den 1980er-Jahren über 1.000 Gigatonnen Gletschereis geschmolzen. Dabei hat das Eisschild rund 5.000 Quadratkilometer seiner Fläche verloren. In den letzten Jahrzehnten hat die Geschwindigkeit der Eisschmelze weiter zugenommen. Laut einer Studie der Northwestern University, die im Fachmagazin Nature Climate Change publiziert wurde, läuft sie derzeit etwa fünfmal so schnell ab wie vor 40 Jahren. Der globale Meeresspiegel hat durch das starke Abschmelzen um mehr als einen Zentimeter zugenommen.

Forscher der Technical University of Denmark (DTU) um Danjal Longfors Berg haben in den Geophysical Research Letters nun eine Studie veröffentlicht, laut dem das grönländischen Festland sich schneller erhebt als der Meeresspiegel. Das Grundgestein von Grönland war 2023 20 Zentimeter höher als 2013. In den kommenden Jahren wird Entwicklung laut den Wissenschaftlern anhalten.

„Es handelt sich um recht bedeutende Landhebungen, die wir nun nachweisen können. Sie zeigen, dass lokale Veränderungen in Grönland sehr rasch vor sich gehen und das Leben in Grönland beeinflussen. Es wirkt sich auch auf die Karte Grönlands aus, da neues Land aus dem Meer auftaucht und über die Zeit neue kleine Inseln und Schären entstehen lässt.“

Daten von 61 Messstationen

Die Studie basiert auf Daten von GNET, einem Netzwerk aus 61 Messstationen an der Küste Grönlands sowie auf Satellitendaten des GPS- und Galileosystems. Wie Morten Hvidberg, stellvertretender Direktor der Agentur für Datenversorgung und Infrastruktur des dänischen Ministeriums für Klima, Energie und Versorgung, erklärt, konnten die Forscher der DTU durch die kombinierten Datenquellen Bewegungen im Grundstein mit hoher Genauigkeit erkennen.

„GNET ist eine grundlegende geodätische Infrastruktur, die Daten zur Messung des Eisschmelzens und der Landhebung bereitstellt. GNET ermöglicht Forschern, einschließlich denen am DTU Space, Klimaveränderungen präzise zu überwachen.“

Klimawandel beschleunigt Landhebung

Laut den Studienautoren kommt es in Grönland zur Landhebung, weil die Eisschicht immer dünner ist. Seitdem Ende der letzten Eiszeit vor etwa 12.000 Jahren schmilzt das Eis stetig ab und der Druck auf die Landmassen sinkt, woraufhin diese sich anheben. Dieser Prozess ist vor allem an den Küsten zu beobachten, weil die Eisschmelze durch den Klimawandel dort überdurchschnittlich schnell abläuft. Ohne den Klimawandel und die globale Erwärmung würde die Landhebung laut Shfaqat Abbas Khan deutlich langsamer ablaufen.

„Die Landhebung, die wir in diesen Jahren in Grönland beobachten, lässt sich nicht allein durch die natürliche Entwicklung nach der Eiszeit erklären. Grönland erhebt sich deutlich mehr. Mit unseren Daten von GNET können wir genau den Teil der Landhebung isolieren, der durch die aktuellen globalen Klimaveränderungen verursacht wird.“

Nature Climate Change, doi: 10.1038/s41558-023-01855-6

Geophysical Research Letters, doi: 10.1029/2023GL104851

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