Ernährung

Schimpansen konsumieren in der Wildnis häufig Alkohol

 Robert Klatt

Schimpanse mit vergorenen Früchten )yelekreB CUoraM yeskelA(Foto: © 

In der Wildnis konsumieren Schimpansen regelmäßig Alkohol. Die Beobachtung deckt sich mit der „Drunken-Monkey-Hypothese“, laut der die Alkoholvorliebe des Menschen sich während der gemeinsamen Vergangenheit mit fruchtfressenden Primaten entwickelt hat.

Berkeley (U.S.A.). Robert Dudley, Professor für Integrative Biologie an der University of California, Berkeley (UC Berkeley), hat vor rund 20 Jahren die „Drunken-Monkey-Hypothese“ formuliert, laut der Menschen Alkohol mögen, weil sich die Vorliebe wegen ihrer gemeinsamen Vergangenheit mit fruchtfressenden Primaten entwickelt hat.

Forscher der University of Exeter haben kürzlich eine Studie publiziert, die bestätigt, dass auch Menschenaffen bewusst Alkohol konsumieren. Laut den Beobachtungen in Guinea-Bissau suchen die dort lebenden Schimpansen vergorene Früchte des Afrikanischen Brotfruchtbaums, die oft einen messbaren Alkoholgehalt haben. Vor rund zehn Jahren wurde in Guinea zudem beobachtet, dass manche Schimpansen mehrere Liter vergorenen Palmsaft trinken und dadurch eine starke Rauschwirkung auslösen.

Alkohol aus reifen Früchten

Wissenschaftler der UC Berkeley haben nun erneut dokumentiert, dass Schimpansen in der Wildnis Alkohol konsumieren. Laut der Publikation im Fachmagazin Science Advances haben sie in Uganda und in der Elfenbeinküste Früchte analysiert, die oft von Schimpansen gefressen werden. Diese enthielten im Mittel 0,3 Prozent Alkohol.

Weil die Affen durchschnittlich 4,5 Kilogramm Früchte täglich essen, nehmen sie rund 14 Gramm Alkohol auf. Das entspricht etwa einem 0,33-Liter-Bier. Wenn man den Alkoholkonsum auf das geringere Körpergewicht der Schimpansen umrechnet, entspricht ihr Alkoholkonsum dem eines Menschen, der zwei Gläser Bier pro Tag trinkt.

„Weil die Tiere täglich fünf bis zehn Prozent ihres Körpergewichts an reifen Früchten fressen, führen schon niedrige Konzentrationen zu einer hohen Tagesmenge, also einer substanziellen Dosis Alkohol.“

Keine Anzeichen von Alkoholrausch

Bei den beobachteten Schimpansen konnte das internationale Team keine Anzeichen von Trunkenheit feststellen, weil sich der Konsum der Früchte über den ganzen Tag verteilt. Es ist zudem unklar, ob die Tiere besonders zucker- und damit auch alkoholhaltige Früchte bevorzugen. Dass Alkohol ein regelmäßiger Bestandteil ihrer Ernährung ist, zeigen die Beobachtungen aber zweifelsfrei.

„Um überhaupt einen Schwips zu bekommen, müsste ein Schimpanse so viel Obst essen, dass der Magen übervoll wäre.“

Die Beobachtungen sind laut den Forschern ein deutlicher Hinweis darauf, dass fruchtfressende Primaten seit Millionen Jahren Alkohol konsumieren. Es ist demnach wahrscheinlich, dass bereits die gemeinsamen Vorfahren von Schimpansen und Menschen oft vergorene Früchte gegessen haben.

„Die menschliche Vorliebe für Alkohol ist wahrscheinlich aus diesem Ernährungserbe unseres gemeinsamen Vorfahren mit den Schimpansen entstanden.

Science Advances, doi: 10.1126/sciadv.adw1665

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