Gelbe Haarqualle

Quallen sind Gewinner des Klimawandels

Robert Klatt

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Der Klimawandel reduziert den Lebensraum vieler Tierarten. Quallen profitieren hingegen und können durch die höheren Wassertemperaturen neue Regionen bevölkern.

Bremerhaven (Deutschland). Der Klimawandel beeinflusst die globalen Ökosysteme und die in ihnen lebenden Tier- und Pflanzenarten stark. Forscher der Universität Wien und des Institut de Ciències del Mar (ICM-CSIC) haben etwa entdeckt, dass die höheren Wassertemperaturen die Körpergröße der Fische in der Dämmerzone beeinflusst. Nun haben Forscher des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (Alfred-Wegener-Institut – AWI) um Dmitrii Pantiukhin eine Studie publiziert, die zeigt, dass Quallen zu den größten Gewinnern des Klimawandels gehören.

Laut der Publikation im Fachmagazin Limnology and Oceanography haben die Forscher dies mithilfe einer Simulation, in der achte Quallenarten steigenden Wassertemperaturen ausgesetzt waren, ermittelt. Das Modell zeigt, dass sieben der acht Quallenarten ihren Lebensraum im Zeitraum 2050 bis 2099 im Vergleich zum Zeitraum 1950 bis 2014 durch den Klimawandel deutlich vergrößern werden.

Gelbe Haarqualle (Cyanea capillata)

Am meisten profitiert demnach die Gelbe Haarqualle (Cyanea capillata), die oft auch als Feuerqualle bezeichnet wird, von den zunehmenden Wassertemperaturen. Wie Charlotte Havermans erklärt, kann die auch in der Ostsee lebende Quallenart kann durch den Klimawandel ihren Lebensraum in den Norden ausbreiten.

„Sie kann ihren Lebensraum fast verdreifachen.“

Der einzige Verlierer der acht Quallenarten ist die Art Sminthea arctica, die bei höheren Temperaturen in kühlere Wasserschichten wandert. Sie wird etwa 15 Prozent ihres aktuellen Lebensraums bis 2099 verlieren.

Quallen konkurrieren mit Fischen

In Spitzbergen hat die Kronenqualle (Periphylla periphylla) bereits einen kompletten Fjord, der zuvor hauptsächlich von Fischen bewohnt wurde, übernommen. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass der zunehmende Klimastress dazu führt, dass Quallen sich gegenüber ihren Nahrungskonkurrenten, darunter vor allem Fische, öfter durchsetzen können.

„Viele Quallen ernähren sich von Fischlarven und Eiern und verzögern oder verhindern so eine Erholung von unter Druck geratenen Fischpopulationen, die zudem meist auch noch durch den Menschen stark bewirtschaftet werden.“

Ob und wie die Ausbreitung der Quallen in die Arktis sich auf die dort lebenden Arten auswirken wird, ist bisher noch unklar. Es ist aber wahrscheinlich, dass auch in der Arktis die Fischbestände durch den Zuzug der Quallen abnehmen werden.

„Vieles spricht dafür, dass wichtige arktische Fischspezies wie der Polardorsch, dessen Larven und Eier häufig von Quallen gefressen werden, noch stärker unter Druck geraten.“

Limnology and Oceanography, doi: 10.1002/lno.12568

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