Robert Klatt
Kühe produzieren an und nach heißen Tagen deutlich weniger Milch. In den kommenden Jahrzehnten sorgt der Klimawandel deshalb dafür, dass die globale Milchproduktion deutlich sinkt.
Chicago (U.S.A.). Forscher der Stanford University haben kürzlich eine Studie publiziert, laut der der Klimawandel in den kommenden Jahrzehnten zu deutlichen Ernterückgängen bei Grundnahrungsmitteln führen wird. Nun haben Wissenschaftler der University of Chicago (UChicago) eine Studie veröffentlicht, die zeigt, dass sich der Klimawandel und die daraus resultierenden höheren Temperaturen und die öfter auftretenden Hitzewellen auch auf die globale Milchproduktion negativ auswirken.
Laut der Publikation im Fachmagazin Science Advances basiert die Studie auf Daten des israelischen Rinderzüchterverbands aus dem Zeitraum von 2009 bis 2020. Die Forscher haben diese mit Wetterdaten und Maßnahmen der Landwirte zum Hitzeschutz verknüpft, um zu untersuchen, ob und wie hohe Temperaturen die sogenannte Milchleistung der Kühe beeinflussen.
„Milchbauern sind sich der negativen Auswirkungen von Hitzestress auf ihre Herden bewusst und nutzen verschiedene Formen der Anpassung.“
Die Daten zeigen, dass Kühe durch den starken Hitzestress bereits nach nur einem heißen Tag deutlich weniger Milch produzieren und die Milchmenge erst nach zehn Tagen ihr normales Niveau wieder erreicht. Die Milchverluste liegen dadurch im Vergleich zu einem Zeitraum ohne Hitzetag summiert bei 25,6 Prozent. In Israel, einem Land mit sehr hohen Temperaturen, nutzen deshalb die meisten Milchbauern bereits Maßnahmen, die den Hitzestress der Kühe reduzieren sollen, darunter hauptsächlich Ventilatoren und Wassersprühsysteme.
„Die Milchwirtschaft in Israel eignet sich gut als Testfeld, da die Betriebe über das ganze Land verteilt und einem breiten Temperatur- und Feuchtigkeitsspektrum ausgesetzt sind, das den Bedingungen in den führenden Milchproduktionsländern weltweit entspricht.“
Mithilfe der Daten aus Israel haben die Forscher extrapoliert, wie der Klimawandel in den kommenden Jahrzehnten die globale Milchproduktion beeinflussen wird. Wenn die CO₂-Emissionen nicht reduziert werden und die prognostizierte Erderwärmung eintritt, wird die Milchproduktion in den zehn Produktions-stärksten Ländern im Zeitraum von 2045 bis 2055 um rund vier Prozent sinken. In Deutschland sinkt die Milchproduktion laut der Studie in diesem Zeitraum um 1,4 Prozent.
„Unsere Studie ergab, dass extreme Hitze erhebliche und dauerhafte Auswirkungen auf die Milchproduktion hat; selbst die modernsten und am besten ausgestatteten Betriebe setzen Anpassungsstrategien ein, die dem Klimawandel möglicherweise nicht gerecht werden.“
Science Advances, doi: 10.1126/sciadv.adw4780