Robert Klatt
Solaranlagen können nicht zu jeder Tageszeit Strom produzieren. Das Start-up Reflect Orbital möchte deshalb mit 250.000 Satelliten Sonnenlicht auf Solarmodule reflektieren. Astronomen kritisieren die Idee, weil die vielen Satelliten die optische Beobachtung des Weltraums erheblich behindern würden.
Los Angeles (U.S.A.). Die Solarenergie wird global mit hohem Tempo ausgebaut, etwa durch das kürzlich angekündigte, größte Solarkraftwerk der Welt, das aktuell in Abu Dhabi entsteht und schon bald den aktuellen Rekordhalter in China übertreffen wird. Das Start-up Reflect Orbital möchte bald die Stromproduktion von bestehenden Solaranlagen noch weiter erhöhen, indem es diese auch in den sonnenlichtarmen Morgen- und Abendstunden mit Sonnenlicht aus dem Weltraum versorgt.
Dazu möchte das Unternehmen, das kürzlich Investitionen in Höhe von 20 Millionen US-Dollar erhalten hat, Satelliten mit Spiegeln im Weltraum positionieren. Die Satelliten sollen die Erde in einer Höhe von 625 Kilometern mit einer hohen Geschwindigkeit umkreisen und dabei Sonnenlicht auf ein rund fünf Quadratkilometer großes Gebiet auf der Erdoberfläche reflektieren.
Laut Reflect Orbital soll das reflektierte Sonnenlicht rund ein Fünftel der Energie der Mittagssonne erreichen, also rund 200 Watt pro Quadratmeter. Insgesamt plant das Unternehmen, 250.000 Satellitenspiegel im Weltraum zu positionieren. Wie groß deren Potenzial tatsächlich wäre, ist in der Forschung aber umstritten, weil die Spiegel aufgrund ihrer hohen Geschwindigkeit jeweils nur für extrem kurze Zeiträume Sonnenlicht auf die Solaranlagen reflektieren können und sich ständig dabei abwechseln müssten.
Reflect Orbital hat kürzlich eine Lizenz bei der Federal Communications Commission (FCC) beantragt und plant, 2026 die ersten Satelliten zu starten. 2030 sollen bereits 4.000 der 250.000 geplanten Satelliten die Erde umkreisen.
Die American Astronomical Society (AAS) kritisiert die Pläne jedoch deutlich, weil die hohe Anzahl an Satelliten die Beobachtung des Weltraums deutlich erschweren würde. Die zusätzliche Lichtverschmutzung am Himmel würde vor allem optische Teleskope auf der Erde behindern und die Astronomie deutlich stärker stören als die Satellitenkonstellation von Starlink, die die AAS bereits 2019 kritisiert hat, weil sie für viele helle Punkte am Himmel sorgt.
Quellen:
Internetseite des Start-ups Reflect Orbital