Robert Klatt
In der Milchstraße wurde ein stellares Schwarzes Loch entdeckt, das auf deutlich mehr Sonnenmassen kommt, als die Astronomie bislang für möglich gehalten hat.
Garching (Deutschland). Supermassereiche Schwarze Löcher, etwa der lichtstarke Quasar TON 618, kommen oft auf mehrere Millionen Sonnenmassen. Stellare Schwarze Löcher, die aus kollabierenden Sternen entstehen, kommen hingegen fast immer nur auf mehrere Sonnenmassen. Die Astronomie geht davon aus, dass in der Milchstraße etwa 100 Millionen dieser stellaren Schwarzen Löcher existieren. Weil diese größtenteils keine Materie erhitzen, können sie aber nur schwer entdeckt werden. Überdies ging man bislang davon aus, dass Schwarze Löcher in der Heimatgalaxie der Erde aufgrund ihrer Zusammensetzung auf maximal 20 Sonnenmassen kommen können.
Forscher der Europäischen Südsternwarte (ESO) haben nun bei der Analyse von Daten des ESA-Weltraumteleskops Gaia massereichste stellare Schwarze Loch der Milchstraße entdeckt. Das Schwarze Loch BH3 kommt auf 33 Sonnenmassen und ist nur 2.000 Lichtjahre von der Erde entfernt.
Laut der Publikation im Fachmagazin Astronomy und Astrophysics haben die Astronomen das Schwarze Loch entdeckt, weil sie in den Beobachtungsdaten des Weltraumteleskops ungewöhnliche Taumelbewegungen eines Sterns gefunden haben. Anschließend haben sie den Bereich im Weltraum mit unterschiedlichen Teleskopen genauer untersucht und dabei festgestellt, dass der Begleitstern des Schwarzen Lochs BH3 kaum Elemente besitzt, die schwerer sind als Wasserstoff und Helium sind. Der Stern gilt somit als metallarm.
Diese Beobachtung passt zur Theorie um stellare Schwarze Löcher, laut der solche Sterne weniger Masse verlieren, bevor sie zu einem Schwarzen Loch kollabieren. Weil zwei Sterne, die sich umkreisen, normalerweise sehr ähnlich sind, gehen die Astronomen davon aus, dass das Schwarze Loch BH3 zuvor ebenfalls ein metallarmer Stern war.
Das Schwarzes Loch BH3 ist mit seiner Entfernung von 2.000 Lichtjahren eines der erdnächsten bekannten Schwarzen Löcher. Der bisher bekannte Rekordhalter BH1 ist mit einer Entfernung von 1.500 Lichtjahren aber noch deutlich näher an der Erde. Es wurden zudem Hinweise darauf entdeckt, dass der Sternhaufen Hyaden in nur 150 Lichtjahren Entfernung mehrere stellare Schwarze Löcher enthält. Diese wurden bislang aber nicht bestätigt.
Astronomy und Astrophysics, doi: 10.1051/0004-6361/202449763