Gefahr für Satelliten und Co.

Rekordsonnensturm hat Erde am Ende der letzten Eiszeit getroffen

 Robert Klatt

Rekordsonnensturm vor 14.350 Jahren )kcotS ebodAallA(Foto: © 

Die Erde wurde am Ende der letzten Eiszeit von einem Rekordsonnensturm getroffen. Würde heute ein ähnlicher starker Sonnensturm auftreten, könnte dieser Satelliten, Stromnetze und Kommunikationssysteme zerstören.

Oulu (Finnland). Die Sonne produziert regelmäßig starke Plasmaeruptionen und Strahlungsausbrüche, die die Erde erreichen. In den letzten Jahrzehnten haben diese Sonnenstürme bereits Satelliten, Telekommunikationssysteme und Stromnetze beschädigt, aber noch keine katastrophalen Schäden angerichtet. Analysen von Baumringen und des darin enthaltenen radioaktiven Kohlenstoff-Isotops 14C zeigen jedoch, dass die Erde bereits von deutlich stärkeren Sonnenstürmen getroffen wurde, die die heutige Technik stark beschädigt hätten.

Die in der Wissenschaft als Miyake-Ereignisse bezeichneten Sonnenstürme waren mindestens zehnmal so stark wie die stärksten dokumentierten Sonnenstürme der Neuzeit. Das stärkste Miyake-Ereignis trat 775 auf und hat die C-14-Werte in der Erdatmosphäre abrupt um 20 Promille angehoben.

„Acht solcher extremen solaren Teilchenstürme sind bisher aus den letzten 12.000 Jahren bekannt.“

Hinweise auf weiteres Miyake-Ereignis

Forscher der University of Leeds haben 2023 laut einer Publikation im Fachmagazin Philosophical Transactions of the Royal Society A Hinweise auf einen weiteren extrem starken Sonnensturm entdeckt, der die Erde um 12.350 vor Christus getroffen haben soll. Die analysierten Baumring- und Eisbohrkerndaten deuten darauf hin, dass dieses Miyake-Ereignis noch stärker war als die acht bekannten Miyake-Ereignisse.

Laut einer aktuellen Publikation der University of Oulu hat dieser Sonnensturm die Erde jedoch während der letzten Eiszeit getroffen. Die C-14-Werte in der Erdatmosphäre haben in diesem Zeitraum um 40 Promille zugenommen, also doppelt so stark wie beim zuvor stärksten bekannten Miyake-Ereignis. Weil der Kohlenstoffkreislauf und die Atmosphäre der Erde in einer Eiszeit deutlich anders reagieren, konnte aber nicht ermittelt werden, wie stark der Sonnensturm war.

„Es war aber unmöglich, die Stärke des verursachenden Sonnensturms einzuschätzen, weil Kohlenstoff-Transportmodelle für eiszeitliche Bedingungen fehlen.“

Neues Analysemodell berücksichtigt Eiszeitbedingungen

Die Wissenschaftler der University of Oulu haben laut ihrer Veröffentlichung im Fachmagazin Earth and Planetary Science Letters deshalb ein neues Analysemodell entwickelt, das die speziellen Eiszeitbedingungen berücksichtigt. Das Modell SOCOL:14C-Ex, dass die Erde vor etwa 14.370 Jahren von einem Sonnensturm getroffen wurde, der deutlich stärker als der bisherige Rekordhalter von 775 war (+ 18 %).

„Dies macht dieses Ereignis zum schwersten bisher bekannten. Obwohl der beobachtete C-14-Anstieg im Jahr 12.350 vor unserer Zeitrechnung fast doppelt so hoch war wie 775, war der auslösende Sonnensturm nur wenig stärker.“

Die Erkenntnisse sind nicht nur historisch relevant, sondern können auch dabei helfen, zukünftige Sonnenstürme besser zu prognostizieren.

„Verglichen mit den stärksten Sonnenstürmen der modernen Satelliten-Ära war das urzeitliche Ereignis vor 14.370 Jahren unseren Schätzungen zufolge mehr als 500-mal intensiver.“

Wenn ein Sonnensturm dieser Stärke die heutige Erde treffen würde, hätte dies katastrophale Auswirkungen.

„Dieses Ereignis etabliert damit ein neues Worst-Case-Szenario. Das mögliche Ausmaß solcher Ereignisse zu verstehen ist entscheidend, um das Risiko durch künftige Sonnenstürme einzuschätzen, beispielsweise für Satelliten, Stromnetze und Kommunikationssysteme.“

Philosophical Transactions of the Royal Society A, doi: 10.1098/rsta.2022.0206

Earth and Planetary Science Letters, doi: 10.1016/j.epsl.2025.119383

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