Robert Klatt
Deutschland soll bis 2023 einen Weltraumbahnhof erhalten, von dem Mikrolauncher kleine Satelliten präzise in den Erdorbit bringen können.
Bremen (Deutschland). Die German Offshore Spaceport Alliance (GOSA) hat angekündigt, ab 2023 von Deutschland Raketen mit Satelliten ins All zu starten. Initialisiert wurde das Projekt vom Bundesverband der deutschen Industrie (BDI), der bereits im Herbst 2019 auf seinem ersten Weltraumkongress (PDF) einen Weltraumbahnhof für Deutschland forderte. Als Grund dafür nannte der Verband die hohe Bedeutung der Raumfahrt für die deutsche Wirtschaft.
Laut einer Studie des BDI, die dem Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) vorgelegt wurde, sollen die Raketenstarts vom äußersten Rand der Ausschließlichen Wirtschaftszone der Bundesrepublik in der Nordsee erfolgen. Vorgesehen ist dafür eine schwimmende Plattform, von der Trägerraketen Kleinsatelliten in polare und sonnensynchrone Umlaufbahnen bringen können.
Dabei handelt es sich laut den Studienautoren nicht um eine Konkurrenz für den europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana, sondern lediglich um eine Ergänzung, die den Start von Kleinsatelliten günstiger machen soll. In den kommenden Jahren wird die Anzahl an Kleinsatelliten durch Projekte wie Starlink weiter zunehmen.
Kritik an Plänen kommt unter anderem vom ehemaligen Astronaut Thomas Reiter, der den Standort des Weltraumbahnhofs aufgrund seiner geografischen Beschränkungen für nicht sinnvoll hält. Laut Reiter gefährden Fehlschläge beim geplanten Standort Menschenleben. Aus europäischer Sicht wären laut ihm deshalb Raketenstarts über den Azoren oder in Großbritannien sinnvoller.
Derzeit entwickeln bereits die deutschen Unternehmen Rocket Factory Augsburg, ISAR Aerospace und HyImpulse sogenannte Microlauncher. Es handelt sich dabei um kleine Raketen, die einen einzelnen Satelliten präzise zu seinem Ziel im Erdorbit bringen.
Große Raketen können pro Start zwar mehrere Satelliten im Weltraum absetzen, diese landen in der Regel dabei aber nicht in Idealposition. Außerdem können solche Starts nur außerhalb von Europa erfolgen, was die Planung erschwert und die Kosten pro Satellit erhöht.
Der Einsatz von Microlaunchern, die von einer Plattform in Deutschland starten, würde die Flexibilität deutlich erhöhen. Bis zur Realisierung der schwimmenden Startplattform der GOSA gibt es in Deutschland aber noch keinen passenden Raumhafen.