Raumstation Tiangong

China plant Experimente zur Fortpflanzung mit Affen im Weltraum

Robert Klatt

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Auf den Punkt gebracht
  • China plant Experimente zur Fortpflanzung mit Makaken auf der Raumstation Tiangong durchführen
  • Es soll so untersucht werden, wie sich komplexe Organismen an den Weltraum anpassen
  • Die Ergebnisse können bei der Besiedlung des Mars helfen

China möchte auf der Raumstation Tiangong Versuche zur Fortpflanzung mit Makaken durchführen, um zu untersuchen, wie sich komplexe Organismen an den Weltraum anpassen. Die Ergebnisse sollen bei der Besiedlung des Mars helfen.

Peking (China). Experimente zur Fortpflanzung im Weltraum gibt es laut dem Physiology News Magazine bereits seit mehreren Jahrzehnten. Die Wissenschaft hat sich bisher dabei auf Ratten und Mäusen konzentriert und entdeckt, dass die minimale Gravitation die Entwicklung von Eizellen und Embryos negativ beeinflusst. Die Fortpflanzung im Weltraum scheint also deutlich problematischer zu sein als auf der Erde.

Bestätigt wird dies etwa durch einen Versuch mit Sowjetunion, bei dem Mäuse für 18 Tage im Weltraum verbrachten. Während dieser Zeit paarten sich die Tiere mehrmals. Es wurden nach der Rückkehr zur Erde aber keine Babys geboren. Damals vermuteten die Wissenschaftler, dass die kosmische Strahlung die Eizellen und Spermien negativ beeinflusste. Ein Experiment auf der Internationalen Raumstation (ISS) zeigt jedoch später, dass menschliches Sperma durch einen Aufenthalt im Weltraum kaum beeinflusst wird.

Fortpflanzung von Makaken im Weltraum

Nun möchte China laut der South China Morning Post (SCMP) neue Tierexperimente im Weltraum durchführen. Geplant ist, dass sich auf der chinesischen Raumstation Tiangong (Himmelspalast) Makaken und Mäuse paaren sollen. Die Versuche mit den Affen sollen laut der chinesischen Akademie der Wissenschaften (CAS) im Modul Wentian (Himmelsbefragung) stattfinden, wo es zwei biologische Testschränke gibt. Diese wurden bisher für Versuche mit Algen, Fischen und Schnecken verwendet.

Anpassungen an Mikrogravitation und Weltraumeinflüsse

Die Experimente sollen laut Kehkooi Kee und Zhang Lu von der Universität Tsinghua langfristig dabei helfen, den Mond und den Mars zu besiedeln.

„Diese Experimente werden dabei helfen, unser Wissen über die Anpassungen eines Organismus an die Mikrogravitation und andere Weltraumeinflüsse auszubauen.“

Laut den Wissenschaftlern wird die Durchführung der Tierversuche mit zunehmender Größe der Versuchstiere jedoch exponentiell komplexer. Es ist demnach erforderlich, die Affen auf der Raumstation zu füttern und ihre Exkremente zu entfernen. Außerdem ist es unklar, ob die Tiere sich unter den Bedingungen im Weltraum paaren werden. Ein anonymer Wissenschaftler, der Erfahrungen mit Makaken hat, erklärt deshalb, dass es eine neue Herausforderung ist, die Affen zu pflegen und zufrieden zu halten.

Frühere Experimente mit Affen zeigten bereits, dass die engen Käfige und die daraus resultierende geringere körperliche Aktivität sich negativ auf die Tiere, ihre Verhaltensweisen und ihre Paarungsbereitschaft auswirken. Bei einigen Affen mit ähnlichen Lebensbedingungen kam es auf der Erde zudem zu Selbstverletzung, etwa durch das Ausreißen von Haaren und zur kompletten Verweigerung der Nahrungsaufnahme.

Experimente mit Menschen?

Sollten die nun geplanten Studien erfolgreich verlaufen, ist es denkbar, dass als nächster Schritt Versuche mit Menschen stattfinden. Laut der US-Weltraumagentur NASA hatten bisher Menschen noch keinen Geschlechtsverkehr im Weltraum, was vor allem an der mangelnden Privatsphäre auf der ISS liegen dürfte. Hinzukommt, dass die fehlende Schwerelosigkeit den Geschlechtsakt erschwert und dass diese den Blutdruck senkt. Es ist somit schwerer als auf der Erde eine Erektion zu halten.

Physiology News Magazine, doi: 10.36866/pn.117.14

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