Klimawandel

Reichste zehn Prozent sind verantwortlich für zwei Drittel der Erderwärmung

 Robert Klatt

Hohe CO₂-Emissionen durch Yacht )kcotS ebodAacloB naicuL(Foto: © 

Die reichsten zehn Prozent der Menschen, also auch sehr viele Deutsche, sind fast allein für den Klimawandel und die zunehmenden Wetterextreme verantwortlich. Wenn alle Menschen so viel CO₂ emittiert hätten wie die ärmsten 50 Prozent, hätte es seit 1990 fast keine Erderwärmung gegeben.

Laxenburg (Österreich). Im globalen Mittel liegen die jährlichen CO₂-Emissionen bei 4,7 Tonnen pro Person. In wohlhabenden Ländern sind die CO₂-Emissionen hingegen deutlich höher und liegen beispielweise in Deutschland bei 10,3 Tonnen pro Person. Wohlhabende Menschen beschleunigen den Klimawandel also durch ihren Lebensstil überdurchschnittlich stark. Forscher des Internationalen Instituts für Angewandte Systemanalyse (IIASA) haben deshalb untersucht, wie hoch der Anteil der reichsten zehn Prozent der Weltbevölkerung an der Erderwärmung war.

Laut der Publikation im Fachmagazin Nature Climate Change haben sie dazu Wirtschaftsdaten mit Klimasimulationen verknüpft. Sie konnten dadurch erstmals konkrete Klimaveränderungen bestimmten Vermögens- und Einkommensgruppen zuordnen und belegen, dass ein kleiner Teil der Weltbevölkerung nahezu allein für den Klimawandel verantwortlich ist.

„Wenn alle so viel emittiert hätten wie die untersten 50 Prozent der Weltbevölkerung, hätte die Welt seit 1990 nur eine minimale zusätzliche Erwärmung erfahren.“

Jahreseinkommen von über 43.000 Euro

Die Studie zeigt, dass die reichsten zehn Prozent der Weltbevölkerung, also Menschen mit einem Jahreseinkommen von über 43.000 Euro, rund zwei Drittel der Erderwärmung seit 1990 verursacht haben. Das reichste Prozent mit einem Jahreseinkommen von mindestens 150.000 hatte an der Erderwärmung einen 26-mal höheren Anteil als der globale Durchschnitt.

„Dies ist keine akademische Diskussion – es geht um die realen Auswirkungen der heutigen Klimakrise. Klimamaßnahmen, die sich nicht mit der übergroßen Verantwortung der wohlhabendsten Mitglieder der Gesellschaft befassen, laufen Gefahr, einen der mächtigsten Hebel zu verpassen, die wir haben, um künftige Schäden zu reduzieren.“

Hohe Schäden durch Wetterextreme

Laut der Analyse des IIASA kommt es durch den Klimawandel zu mehr Wetterextremen. Diese verursachen jährlich Schäden in Höhe von etwa 143 Milliarden US-Dollar. Besonders stark betroffen sind Regionen in Südamerika, Südostasien und Afrika, in denen die Bevölkerung kaum zum Klimawandel beigetragen hat. Als Beispiel nennen die Forscher die Amazonas-Region, in der die Wahrscheinlichkeit von Wetterextremen sich seit 1990 verdreifacht hat.

„Dürren haben sich im vergangenen Jahrhundert bereits negativ auf die Fähigkeit des Amazonas-Regenwalds zur Kohlenstoffspeicherung ausgewirkt.“

Die Studie zeigt zudem, dass nicht nur die individuelle CO2-Bilanz eines Menschen betrachtet werden muss, sondern auch die ökologischen Auswirkungen seiner Investitionen. Menschen mit einem besonders hohen Vermögen können das Klima deshalb deutlich stärker beeinflussen.

„Unsere granulare Analyse der Auswirkungen zeigt, dass einkommensschwache Regionen die Hauptlast der Schäden tragen, die durch Emissionen verursacht werden, die sich auf die wohlhabenderen Bevölkerungsgruppen weltweit konzentrieren. Aus der Perspektive der Anpassung und des Schadensausgleichs bietet dies eine Grundlage für politische Diskussionen über Ausgleichs- und Präventionsmaßnahmen.“

Nature Climate Change, doi: 10.1038/s41558-025-02325-x

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