Erderwärmung

Klimawandel in den Bergen schreitet schneller voran als angenommen

 Robert Klatt

Erderwärmung trifft Gebirge besonders )kcotS ebodAlqrM(Foto: © 

Der höhenabhängige Klimawandel (EDCC) sorgt dafür, dass Erderwärmung und die Umweltveränderungen in den Bergen deutlich stärker sind als im Flachland. Nun wurde entdeckt, dass der EDCC noch schneller voranschreitet, als bisher angenommen wurde, und potenziell das Leben von Milliarden Menschen bedroht.

Portsmouth (England). Der Klimawandel verändert die Lebensbedingungen auf der Erde zunehmend, etwa indem er Hitzewellen auch in Deutschland immer intensiver und unberechenbarer macht. Besonders stark betroffen sind größere Höhen, in denen die Erderwärmung und die daraus resultierenden Umweltveränderungen deutlich schneller ablaufen als in flachen Regionen. In der Wissenschaft wird dies als höhenabhängiger Klimawandel (EDCC) bezeichnet.

„Je höher man in die Berge steigt, desto intensiver kann der Klimawandel werden.“

Forscher der University of Portsmouth (UoP) haben nun eine Studie publiziert, die untersucht hat, wie stark sich der Klimawandel zwischen Bergen und dem Flachland tatsächlich unterscheidet. Die Studie basiert sowohl auf globalen Klimadaten als auch auf regionalen Aufzeichnungen, darunter Daten aus Gebirgsregionen der Rocky Mountains, der Alpen, des Tibetischen Hochplateaus und der Anden.

Temperaturen sowie Regen- und Schneemenge

Die Wissenschaftler haben die Veränderungen der Temperatur sowie der Regen- und Schneemenge der Gebirge und der flacheren Regionen für einen Zeitraum von 40 Jahren verglichen. Die Analyse zeigt, dass die Temperaturen in den Gebirgsregionen im Zeitraum von 1980 bis 2020 um 0,21 Grad Celsius pro Jahrhundert mehr zugenommen haben als im benachbarten Flachland. In den Bergen sind zudem die Schnee- und Eismassen schneller geschmolzen und die Regen- und Schneemengen sind um 11,5 Millimeter pro Jahrhundert bzw. 25,6 Millimeter pro Jahrhundert mehr gesunken als im Flachland.

Die Daten zeigen außerdem, dass in den Bergen statt Schnee zunehmend mehr Regen fällt. Wann und wo der Regen niedergeht, kann in den Bergen aufgrund des Klimawandels aber nur schwer prognostiziert werden. Insgesamt führt die Entwicklung dazu, dass die Berge zunehmend wärmer und trockener werden und dass sich die Lebensbedingungen für viele Tier- und Pflanzenarten  verschlechtern.

„Mit steigenden Temperaturen wandern Bäume und Tiere in höhere Lagen der Berge, auf der Suche nach kühleren Gebieten. Doch irgendwann stoßen sie an die Grenzen des Bergraums und werden vom Gipfel verdrängt. Da sie keinen Ausweg mehr finden, können Arten aussterben und Ökosysteme sich grundlegend verändern.“

Höhenabhängiger Klimawandel (EDCC) bedroht Milliarden Menschen

Laut den Wissenschaftlern bedrohen die Effekte des EDCC Milliarden Menschen, vor allem durch deren zunehmend gefährdete Trinkwasserversorgung. In vielen Ländern, darunter China und Indien, stammt ein Großteil des Trinkwassers aus Flüssen und Quellen, die aus den Bergen gespeist werden. Wenn das gefrorene Wasser dort immer mehr abnimmt und weniger Eis und Schnee abtauen und als Schmelzwasser in das Flachland fließen können, kann es passieren, dass immer mehr Menschen keine ausreichende Wasserversorgung haben.

Außerdem führt der Klimawandel dazu, dass in den Höhenlagen immer mehr Wetterextreme auftreten, darunter etwa extreme Regenfälle, die zu Überschwemmungen und Erdrutschen führen können. Ein Beispiel dafür ist der Monsun in Pakistan, bei dem im Sommer 2025 Starkregen in den Bergen dazu geführt hat, dass mehr als 1.000 Menschen gestorben sind.

„Wenn der Schneefall aufgrund steigender Temperaturen in Regen übergeht, steigt die Wahrscheinlichkeit verheerender Überschwemmungen.“

Die Wissenschaftler erklären, dass ihre Studie zeigt, dass Maßnahmen gegen den Klimawandel unerlässlich sind. Sie sprechen sich zudem dafür aus, mehr Wetterdaten in den Höhenlagen zu sammeln, um die Effekte des EDCC besser zu verstehen und um bessere Wettervorhersagen erstellen zu können.

„Gebirge sind raue, abgelegene und schwer zugängliche Umgebungen. Daher bleibt der Betrieb von Wetter- und Klimastationen in diesen Gebieten eine Herausforderung.“

Quellen:

Pressemitteilung der University of Portsmouth (UoP)

Studie im Fachmagazin Nature Reviews Earth & Environment, doi: 10.1038/s43017-025-00740-4

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