Hopfenanbaugebiete untersucht

Klimawandel bedroht Bierproduktion in Europa

Robert Klatt

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In Europa sinken die Hopfenmengen und der Anteil der Alphasäure, die entscheidend für den Geschmack von Bier ist, durch den Klimawandel deutlich. Ohne Gegenmaßnahmen ist die europäischen Bierproduktion daher bedroht.

Brno (Tschechien). Eine Studie des Woods Hole Oceanographic Institution (WHOI) zeigte kürzlich, dass der Klimawandel die Wein- und Olivenproduktion in Spanien und Portugal bedroht. Wie Forscher des Global Change Research Institute of the Czech Academy of Sciences (CAS) entdeckt haben, handelt es sich dabei aber nicht um die einzigen negativen Effekte des Klimawandels auf die Landwirtschaft in Europa.

Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Nature Communications haben die Wissenschaftler anhand von zwei Regionen in Tschechien und Slowenien, Hallertau und Spalt in Bayern sowie das baden-württembergische Tettnang untersucht, ob und wie sich die höheren Temperaturen und die geringeren Regenmengen in den kommenden Jahren auf den Hopfenanbau auswirken werden.

Hopfenanbaugebiete leiden unter Klimawandel

Als Basis der Studie nutzten die Forscher um Martin Mozny die historischen Erntemengen des Zeitraums 1971 bis 1994, die sie mit dem Zeitraum 1995 bis 2018 verglichen. Dabei stellten sie signifikante Rückgänge fest, die primär auf die höheren Temperaturen und die geringeren Niederschlagsmengen zurückgehen.

Anschließend projizierten die Forscher die Resultate mithilfe von Klimamodellen auf die Zukunft. Die Simulationen zeigen, dass die geernteten Hopfenmengen bis 2050 im Mittel um ein Drittel sinken. In der Hallertau, dem größten Hopfenanbaugebiet Europas, prognostizieren die Forscher sogar einen Rückgang um knapp 40 Prozent. Überdies sinkt durch den Klimawandel der Anteil der Alphasäure im Hopfen. Alphasäure ist entscheidend für den bitteren Geschmack des Bieres.

Gegenmaßnahmen sollen Bierproduktion retten

Obwohl Anton Lutz vom Hopfenforschungszentrum in Hüll zugibt, dass die Hopfenpflanze durch den Klimawandel bedroht ist, betont er die Notwendigkeit, das sich ändernde Sortenspektrum zu berücksichtigen. Dank züchterischer Fortschritte sind neuere Sorten aus Hüll besser an klimatische Veränderungen angepasst. Zudem möchte die Landwirtschaft laut Lehmair neben dem Einsatz dieser klimaresistenten Sorten zunehmend künstliche Bewässerungssysteme einsetzen.

BarthHaas, der führende Hopfenhändler weltweit und einer der Datenlieferanten für die Studie, erkennt ebenfalls die Klimawandel-Auswirkungen auf den Hopfen. Thomas Raiser, Geschäftsführer von BarthHaas, ist überzeugt, dass durch innovative Sorten und Methoden der Hopfenanbau in Süddeutschland weiterhin wettbewerbsfähig bleibt. Dies untermauert er mit dem jüngsten Investment von 65 Millionen Euro in ein Extraktionswerk in der Hallertau.

Nature Communications, doi: 10.1038/s41467-023-41474-5

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