Klimawandel

Hitzewellen nehmen in Deutschland auch bei sofortiger CO₂-Neutralität zu

 Robert Klatt

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In Deutschland kommt es durch den Klimawandel in Zukunft deutlich öfter zu gefährlichen Hitzewellen und Temperaturrekorden, auch wenn alle Emissionen sofort gestoppt werden. Eine zeitnahe CO₂-Neutralität kann das Auftreten aber stark reduzieren.

Hamburg (Deutschland). In Deutschland und anderen europäischen Ländern kommt es durch den Klimawandel immer öfter zu hohen Temperaturen und Hitzewellen. Eine Studie der London School of Hygiene & Tropical Medicine (LSHTM) hat kürzlich gezeigt, dass diese Entwicklung in Europa Millionen zusätzliche Hitzetote verursachen wird. Laut dem letzten Weltklimabericht soll deshalb bis spätestens 2050 CO₂-Neutralität erreicht werden, um die schwerwiegenden Auswirkungen des Klimawandels zu reduzieren. CO₂-Neutralität ist definiert als Netto-Null-Emissionen, also ein Zustand, bei dem der CO₂-Ausstoß und die CO₂-bindenden Prozesse sich genau im Gleichgewicht befinden.

Forscher der Universität Hamburg (UHH) haben nun untersucht, wie sich Netto-Null-Emissionen auf Hitzeextreme in Europa auswirken würden und welche Rolle der Zeitpunkt hat, an dem dieser Zustand erreicht wird.

„Obwohl das Ziel der Netto-Null-Emissionen zu den zentralen Konzepten von Klimapolitik und Forschung gehört, sind die Reaktionen der Temperaturen darauf weitgehend unsicher.“

Klimasimulation zeigt unterschiedliche Szenarien

Laut der Publikation im Fachmagazin Environmental Research Letters haben die Forscher für ihre Studie langfristige Klimasimulationen verwendet, die zeigen, wie sich ein Emissionsstopp zu unterschiedlichen Zeitpunkten auf das Auftreten von Hitzewellen auswirkt. Laut den Ergebnissen würden selbst bei einer sofortigen CO₂-Neutralität in Zukunft mehr Klimaextreme in Europa auftreten, weil das Klimasystem erst mit Verzögerung auf die bereits emittierten Treibhausgase reagiert.

„Was wir heute als Hitzerekorde erleben, wird in einem stabilisierten Klima der Zukunft zur durchschnittlichen maximalen Jahrestemperatur werden.“

Das bestmögliche Szenario, bei dem Netto-Null-Emissionen ab sofort erreicht werden, ist jedoch absolut realitätsfern. Werden Netto-Null-Emissionen erst 2030 erreicht, was ebenfalls einem sehr unrealistischen Szenario entspricht, kommt es zu deutlich mehr Hitzewellen und anderen Extremen als bei einem sofortigen Emissionsstopp.

„Eine Verzögerung um fünf Jahre führt bereits zu deutlich messbaren Unterschieden, die selbst nach tausend Jahren noch bestehen.“

Wenn Netto-Null-Emissionen erst 2060 erreicht werden, wären die Auswirkungen des Klimawandels noch verheerender. Im Mittelmeerraum würde es in diesem Fall rund dreißigmal öfter zu Hitzewellen kommen. In Mitteleuropa, also auch in Deutschland, sowie in Nord- und Osteuropa würden Hitzewellen zwei- bis fünfmal öfter auftreten, wenn es erst 2060 zur CO₂-Neutralität kommt.

„Es zählt jedes Jahr, in dem wir Emissionen nicht deutlich senken. Was heute entschieden wird, bestimmt, wie heiß es in Europa über viele Generationen hinweg sein wird.“

Environmental Research Letters, doi: 10.1088/1748-9326/addee4

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