Robert Klatt
Agri-Photovoltaik, also halbtransparente Solarmodule über Feldern und Obstplantagen, haben ausreichend Potenzial, um die Solarziele von Deutschland zu erfüllen und das Land CO₂-neutral zu machen.
Freiburg im Breisgau (Deutschland). Deutschland hat in den letzten Jahren die erneuerbaren Energien so stark ausgebaut, dass die Solar- und Windkraft im ersten Halbjahr 2025 den höchsten Anteil an der Stromproduktion hatten. Inzwischen wird der Platz für neue Wind- und Solarkraftwerke aber knapp, unter anderem, weil die Nutzung der Flächen für die Gewinnung von erneuerbarem Strom mit anderen Nutzungsarten konkurriert.
Forscher des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE (Fraunhofer ISE) haben deshalb das Potenzial der Agri-Photovoltaik (Agri-PV) ermittelt, bei der Solarmodule über landwirtschaftlichen Flächen installiert werden. Es handelt sich dabei um halbtransparente Solarmodule auf hohen Ständern, die oft zu höheren Erträgen führen, weil sie die Pflanzen vor Hagel und starker Sonne schützen. Zunächst haben sie dafür zunächst untersucht, welche Flächen sich für die Installation von Agri-Photovoltaikmodulen eignen.
„Es ist die erste Studie in Deutschland, die für die Identifikation geeigneter Standorte alle Arten landwirtschaftlicher Flächen betrachtet, also Dauergrünland, Ackerfläche und Dauerkulturen wie Obstbau, Wein oder Beeren.“
Die Analyse zeigt, dass auf Feldern und Obstplantagen je nach Szenario Agri-Photovoltaik mit einer Leistung zwischen 5.600 bis 7.900 Gigawatt (GW) installiert werden kann. Laut aktuellen Berechnungen benötigt Deutschland bis 2045 zwischen 420 und 693 GW Solarleistung, um CO₂-neutral zu werden. Die Agri-Photovoltaik bietet somit mehr als ausreichende Kapazitäten zum Erreichen der Klimaneutralität.
„Diese Studien liefern eine solide Datengrundlage für politische Entscheidungsträger und Interessengruppen, um den Ausbau der erneuerbaren Energien zu fördern und zur Erreichung der Klimaziele beizutragen.“
Wenn Agri-Photovoltaik lediglich auf den am besten geeigneten Flächen installiert wird, würde man in Deutschland eine Leistung von 500 GW erreichen und damit die Ausbauziele für Solarenergie deutlich übertreffen. Die Forscher erklären jedoch, dass neben dem Ausbau der Solarkapazität auch in den Ausbau der Stromnetze investiert werden muss, um die Energie zu den Verbrauchern transportieren zu können.
„Ein wichtiges Ergebnis der Studie ist die Rolle des Netzausbaus: Das Fehlen von Netzanschlusspunkten ist für viele Flächen ein einschränkender Faktor.“