Robert Klatt
Blitzeinschläge zerstören deutlich mehr Bäume als bisher angenommen wurde und sorgen damit für hohe CO₂-Emissionen. In den kommenden Jahrzehnten wird das Problem weiter zunehmen, weil es durch den Klimawandel zu immer mehr Blitzen kommt.
München (Deutschland). Bäume sind außerhalb von Städten meistens die höchsten Strukturen und werden deshalb oft von Blitzen getroffen. Die enorme Kraft der Blitzeinschläge kann auch starke Baumstämme spalten und zum Tod des Baumes führen. Die Wissenschaft hat jedoch bisher nicht im globalen Maßstab untersucht, wie viele Bäume jährlich durch Blitze sterben, sondern nur die Blitzschäden in einzelnen Wäldern systematisch untersucht. Forscher der Technischen Universität München (TUM) haben deshalb ein Modell entwickelt, das erstmals zeigt, wie viele Bäume jedes Jahr durch Blitze zerstört werden.
„Der Einfluss von Blitzen auf Wälder wurde bislang unterschätzt.“
Laut der Publikation im Fachmagazin Global Change Biology werden jedes Jahr etwa 320 Millionen Bäume durch Blitze getötet. Dies entspricht zwischen 2,1 und 2,9 Prozent der abgestorbenen pflanzlichen Biomasse.
„Wir können nicht nur abschätzen, wie viele Bäume jährlich durch Blitzeinschläge absterben, sondern auch in welchen Regionen solche Ereignisse gehäuft auftreten und welche Folgen sie für die globale Kohlenstoffspeicherung und Waldstruktur haben.“
Die Wissenschaftler haben zudem errechnet, dass der Biomasseverlust jährlich zu CO₂-Emissionen in Höhe von 770 bis 1.090 Millionen Tonnen führt. Durch Blitze getötete Bäume setzen somit ähnlich viel CO₂ frei wie Vegetationsbrände bei lebenden Pflanzen, die jährlich rund 1.260 Millionen Tonnen CO₂ emittieren.
Insgesamt liegen die CO₂-Emissionen durch Vegetationsbrände, die auch Totholz und Biomaterial im Boden umfassen, bei etwa 5.850 Millionen Tonnen pro Jahr. Die Forscher gehen jedoch davon aus, dass in den kommenden Jahrzehnten die CO₂-Emissionen durch Bäume, die von Blitzen zerstört wurden, weiter zunehmen. Dafür spricht auch eine Studie der Universität Innsbruck, laut der der Klimawandel immer zu mehr Blitzen in der Alpenregion führt.
„Da die meisten Klimamodelle davon ausgehen, dass es in Zukunft mehr Blitze geben wird, lohnt es sich, diesem bislang wenig beachteten Aspekt mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Aktuell ist die Blitzmortalität in den Tropen besonders hoch. Die Modelle gehen aber davon aus, dass die Blitzhäufigkeit vor allem in mittleren und hohen Breiten steigen wird. Blitze könnten also in Zukunft auch in unseren Wäldern eine immer größere Rolle spielen.“
Global Change Biology, doi: 10.1111/gcb.70312