Klimawandel

30 Jahre alte Prognosen zum Meeresspiegel sind überraschend präzise

 Robert Klatt

Meeresspiegelanstieg durch den Klimawandel )kcotS ebodAvadiraM(Foto: © 

Der Weltklimarat hat 1996 eine Prognose zum globalen Meeresspiegelanstieg erstellt. Satellitendaten zeigen nun, dass die damals verwendeten Modelle die Auswirkungen des Klimawandels präzise prognostiziert haben.

New Orleans (U.S.A.). Der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), der Weltklimarat der Vereinten Nationen (UN), hat 1996 prognostiziert, dass es in den kommenden 30 Jahren durch den Klimawandel zu einem globalen Meeresspiegelanstieg von knapp acht Zentimetern kommen wird. Die Wissenschaft hat nahezu parallel dazu mit der satellitengestützten Messung des Meeresspiegels begonnen. Forscher der Tulane University haben nun eine Studie publiziert, die die Prognosen des IPCC mit den realen Veränderungen des Meeresspiegels verglichen hat.

„Der ultimative Test für Klimaprojektionen besteht darin, sie mit den tatsächlichen Entwicklungen über längere Zeiträume zu vergleichen. Dafür braucht es Geduld. Es dauert Jahrzehnte, bis genügend Beobachtungsdaten vorliegen.“

Laut der Publikation im Fachmagazin Earth’s Future zeigen die Satellitendaten, dass die Meeresspiegel seit dem Anfang der 1990er-Jahre im Mittel um rund drei Millimeter pro Jahr angestiegen sind. Der reale Meeresspiegelanstieg seit 1996 lag bei insgesamt neun Zentimetern, während der IPCC einen Anstieg von acht Zentimetern prognostiziert hat.

„Wir waren wirklich erstaunt, wie gut diese frühen Prognosen waren, vor allem, wenn man bedenkt, wie rudimentär die Modelle damals im Vergleich zu heute waren. Für all jene, die den menschlichen Einfluss auf das Klima infrage stellen: Dies ist einer der besten Belege dafür, dass wir schon seit Jahrzehnten verstanden haben, was tatsächlich geschieht und dass belastbare Vorhersagen möglich sind.“

Einfluss der schmelzenden Eisschilde

Die Differenz geht vor allem auf die schmelzenden Eisschilde der Arktis und Antarktis zurück, deren Einfluss die damaligen Modelle des IPCC unterschätzt haben. Wie die Forscher der Tulane University erklären, war die Rolle der sich erwärmenden Ozeane damals kaum bekannt, vor allem nicht, wie die höheren Wassertemperaturen sich auf die Stabilität der antarktischen Eisschilde von unten auswirken.

Laut den Wissenschaftlern ist die hohe Qualität der alten Prognosen ermutigend. Nun besteht die größte Herausforderung jedoch darin, die globalen Daten in regionale Prognosen zu übersetzen, etwa um zu ermitteln, welche Anpassungsmaßnahmen an die steigenden Meeresspiegel in einzelnen Regionen erforderlich sind.

„Der Meeresspiegel steigt nicht überall gleichmäßig, er variiert erheblich. Unsere aktuelle Forschung zu dieser regionalen Variabilität und den zugrunde liegenden Prozessen stützt sich stark auf Daten aus NASA-Satellitenmissionen und den Ozeanbeobachtungsprogrammen der NOAA. Diese Arbeiten fortzuführen, ist wichtiger, denn je und entscheidend für informierte Entscheidungen, die den Menschen in Küstenregionen zugutekommen.“

Earth’s Future, doi: 10.1029/2025EF006533

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