Robert Klatt
Der Klimawandel beeinflusst die Waldgesundheit in Deutschland stark. Hitzewellen und Dürreschäden haben dazu geführt, dass sie CO₂ emittieren, anstatt das Gas, das den Klimawandel anheizt, aus der Atmosphäre zu entfernen.
Freiburg im Breisgau (Deutschland). Wälder sind normalerweise natürliche CO₂-Senken, die das Gas aus der Atmosphäre entfernen und dadurch den Klimawandel bremsen. Die zunehmende Hitzewellen und die immer öfter auftretenden Dürren führen jedoch dazu, dass manche Wälder, darunter laut einer Studie der ETH Zürich auch die tropischen Regenwälder, immer weniger CO₂ aus der Atmosphäre absorbieren. Manche Wälder emittieren bereits mehr CO₂, als sie binden, sind also keine CO₂-Senken, sondern haben sich zu CO₂-Quellen entwickelt, die den Klimawandel anheizen.
Forscher der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (UFR) haben kürzlich untersucht, ob dies auch auf Wälder in Deutschland zutrifft. Die Studie basiert auf Langzeitdaten eines Versuchswalds in der Oberrheinebene und vergleicht Werte zum CO₂-Ausstoß des Waldes mit der Atmosphäre aus dem Zeitraum von 2003 bis 20066 nach dem Hitze- und Dürrejahr 2018.
Laut der Publikation im Fachmagazin Plant Biology war der Wald bis 2006 eine CO₂-Senke, die im Durchschnitt jährlich 391 Gramm CO₂ pro Quadratmeter aus der Atmosphäre entfernt hat. In den heißen und trockenen Jahren 2019, 2020, 2022 und 2023 hat der Wald jährlich bis zu 329 CO₂ pro Quadratmeter freigesetzt und sich somit zu einer CO₂-Quelle entwickelt. Im nassen und eher kühlen Jahr 2021 war der Wald nahezu klimaneutral und hat lediglich 13 CO₂ pro Quadratmeter emittiert.
„Unsere Daten zeigen, dass sich der Wald durch die wiederkehrenden Hitzewellen und Dürren seit 2018 fundamental verändert und einen Kipppunkt überschritten hat. Er ist von einer Kohlenstoffsenke zu einer Kohlenstoffquelle geworden. Grund für diesen Wandel ist vor allem das massive Absterben der Kiefern.“
Die abgestorbenen Kiefern wurden in den kommenden Jahren hauptsächlich durch Laubbäume ersetzt. Der Wald erscheint dadurch gesund zu sein, ist aber noch immer eine CO₂-Quelle, weil die neuen Laubbäume die entfallene CO₂‑Absorbation der Kiefern bisher nicht voll ersetzen können.
„Zwar werden die Kiefern langsam von Laubbäumen ersetzt, doch das kann die negative CO2-Bilanz noch nicht kompensieren. Die Verschiebung von Nadel- zu Laubwald führt nicht automatisch zu einer Erholung von Waldökosystemen.“
Die Studie bestätigt somit, dass die klimatische Pufferwirkung der Wälder abnimmt. Es kann dadurch zu einer positiven Rückkopplung kommen, bei der die Wälder den Klimawandel nicht mehr bremsen, sondern stattdessen anheizen.
„Wenn dieser in Hartheim beobachtete Effekt großflächig auftritt, würden wir die Funktion der Wälder verlieren, menschgemachte CO2 Emissionen teilweise zu binden und die Klimawirkung unserer Emissionen abzuschwächen. Das würde den Klimawandel weiter beschleunigen.“
Plant Biology, doi: 10.1111/plb.70066