Zweite Etage für Windparks

Windräder könnten deutlich höher werden

Robert Klatt

Höchster Windmessmast der Welt )eppurG-nociG(Foto: © 

In Deutschland wurde der weltweit höchste Windmessmast installiert. Es handelt sich dabei um die Basis für zukünftige Höhenwindräder, die die besseren Windverhältnisse in höheren Luftschichten nutzen sollen.

Leipzig (Deutschland). Laut dem Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur (BNetzA) haben Windkraftanlagen in Deutschland aktuell im Mittel eine Nabenhöhe von 100 Metern. Die höchsten Windräder des Landes im Windpark Bodensee in Niedersachsen haben eine Höhe von 166 Metern und einen Rotordurchmesser von 136 Metern. Im Ausland gibt es noch deutlich größere Windräder, allen voran das größte Windkraftwerk der Welt, das kürzlich von der China State Shipbuilding Corporation (CSSC) vorgestellt wurde.

Die Beventum GmbH, ein Tochterunternehmen der Bundesagentur für Sprunginnovation, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) untersucht nun, ob zukünftig auch die Windenergie in noch höheren Höhen verwendet werden kann. Der Ingenieurs-Unternehmensverbund Gicon-Gruppe hat dazu einen 300 Meter hohen Windmessmast auf Hochkippe Klettwitz in der Lausitz errichtet.

Höchster Windmessmast der Welt

Der Standort für den weltweit höchsten Windmessmast ist laut Gicon aufgrund des angrenzenden Windparks optimal. Die 99 Mastelemente wiegen zusammen etwa 70 Tonnen und verfügen aber 46 Messinstrumente, die die Windgeschwindigkeit, die Niederschlagsmenge, die Temperatur und viele andere Umweltdaten kontinuierlich erfassen. Überdies wurden am Boden zwei LiDAR-Geräte positioniert, die auf den Messmast abgestimmt sind. Diese Technologien könnten künftig das Durchführen von Höhenwindmessungen erheblich vereinfachen und die Notwendigkeit von Messungen mittels Windmessmasten reduzieren oder sogar gänzlich eliminieren.

Zur Beobachtung und Untersuchung der Verhaltensmuster von Fledermäusen wurden spezielle Geräte namens Batcorder an verschiedenen Stellen des Mastes installiert. Diese wandeln die für das menschliche Ohr unerreichbaren Ultraschallgeräusche der Tiere in für uns hörbare Töne um.

Zweite Etage für Windparks

Martin Chaumet, Geschäftsführer der Beventum GmbH, bezeichnet den Windmessmast als erstem Schritt zur Erschließung des Höhenwindes.

„Wie es die ersten Messungen andeuten, werden wir zukünftig in der Lage sein, überall Strom aus Höhenwindrädern zu akzeptablen Preisen zu erzeugen.“

Bald sollen laut Chaumet Prototypen für Höhenwindräder folgen. In den kommenden Jahren könnten Höhenwindkraftwerke eine zusätzliche Ebene zu den bereits existierenden Windparks hinzufügen, was den Bedarf an der Erschließung neuer Gebiete eliminiert. Wenn man sie mit Solarzellen und Energiespeichersystemen verbindet, könnten sie in grüne Energiekraftwerke umgewandelt werden. Ebenso könnten solche Installationen ehemalige Braunkohleabbaugebiete revitalisieren und die Basis für die Ansiedlung hochmoderner Industrien bilden, die ausschließlich mit erneuerbarer Energie betrieben werden.

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