Trockene Küstenregionen

Wasserdampf der Ozeane soll Trinkwasser werden

Robert Klatt

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Auf den Punkt gebracht
  • Die Entsalzung von Meerwasser ist energieintensiv und hinterlässt salzige Rückstände
  • Ein neues Konzept möchte stattdessen die natürlichen Verdampfungsprozess der Meere nutzen, um Trinkwasser zu gewinnen
  • Dazu soll der Wasserdampf eingefangen und zum Land geleitet werden, wo er dann kondensiert

Die Entsalzung von Meerwasser ist energieintensiv. Ein neues System soll deshalb den natürlichen Verdampfungsprozess der Meere zur Trinkwassergewinnung in trockenen Küstenregionen nutzen.

Illinois (U.S.A.). In vielen Regionen der Erde ist Trinkwasser bereits jetzt knapp. Eine Studie der Weltorganisation für Meteorologie (WMO), einer Sonderorganisation der Vereinten Nationen (UNO), zeigte kürzlich, dass in den kommenden Jahren der Wassermangel durch den Klimawandel deutlich zunehmen wird. Laut der globalen Karte der Trockenheit sind davon auch viele Gebiete an den Küsten betroffen, weil das Meerwasser sich nur schlecht für die Trinkwassergewinnung geeignet.

Prinzipiell lässt sich das Salzwasser der Ozeane mit entsprechenden Entsalzungsanlagen in Trinkwasser umwandeln. Die Nutzung der Entsalzungsanlagen ist aber problematisch, weil diese viel Energie benötigen und salzige Rückstände hinterlassen, die nur schwer umweltgerecht recycelt werden können.

Natürlichen Entsalzungsprozess nutzen

Wissenschaftler der University of Illinois at Urbana-Champaign (UIUC) um Praveen Kumar haben deshalb ein neues System konzipiert, das den natürlichen Entsalzungsprozess zur Gewinnung von Trinkwasser nutzt. In Gegenden mit hoher Sonneneinstrahlung verdampft permanent Meerwasser und steigt in die Höhe. Aus dem Wasserdampf entstehen normalerweise Wolken, die in anderen Regionen abregnen.

Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Scientific Reports besteht das Konzept der Wissenschaftler darin, den Wasserdampf über dem Meer einzufangen und dann über ein Rohrsystem an Land zu bringen. Anschließend würde der Dampf kondensieren und zu Trinkwasser werden.

Große Anlagen nötig

Damit ein solches System tatsächlich Trinkwasser in relevanten Mengen erzeugen kann, wäre laut den Forscher eine gigantische Anlage nötig. Das Konzept sieht eine etwa einhundert Meter hohe Struktur zum Einfangen des Wasserdampfes sowie mehrere Kilometer lange Pipelines vor. Außerdem bräuchte man Windräder oder Solaranlagen, um den benötigen Strom nachhaltig produzieren zu können.

Trinkwasser für große Metropolen

Um das Potenzial ihres Konzepts zu untersuchen, haben die Forscher anhand von vierzehn Metropolen, in denen es potenziell zu einem Wassermangel kommen kann, simuliert, wie viel Trinkwasser eine solche Anlage erzeugen könnte. Betrachtet wurden unter anderem Rom, Barcelona, Abu Dhabi und Los Angeles.

Laut den Berechnungen könnte eine einzige Anlage zwischen 37,6 Milliarden und 78,3 Milliarden Liter salzfreies Trinkwasser jährlich produzieren. Bei einem täglichen Frischwasserbedarf von 300 Litern pro Einwohner könnten die Städte mit zwei bis zehn dieser Anlagen komplett versorgt werden.

Scientific Reports, doi: 10.1038/s41598-022-24314-2

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