Heizungen in Deutschland

Wärmepumpe und Photovoltaik haben hohes Einsparpotenzial

 Robert Klatt  nenoitarepooK etlhazeb tlähtnE

Haus mit Wärmepumpe und Photovoltaikanlage )kcotS ebodA7ksketug(Foto: © 

In Deutschland sind viele Heizungen älter als 20 Jahre. Eine moderne Wärmepumpe und Photovoltaik können tausende Euro einsparen und die CO₂-Emissionen stark reduzieren.

Berlin (Deutschland). In Deutschland ist am 1. Januar 2024 das neue Gebäudeenergiegesetz (GEG) und das neue Gesetz für die Wärmeplanung und zur Dekarbonisierung der Wärmenetze (Wärmeplanungsgesetz) in Kraft getreten. Die beiden Gesetze sollen die CO₂-Emissionen in Deutschland signifikant reduzieren. Derzeit sind Heizungen für über die Hälfte der CO₂-Emissionen der privaten Haushalte verantwortlich. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e. V. (BDEW) hat anlässlich der Gesetzesnovellen untersucht, wie Deutschland derzeit heizt.

Heizungssysteme in Deutschland

Heizungssystem Anteil im Jahr 2023 Anteil im Jahr 2019
Gas-Zentralheizung 33,7 % 35,7 %
Öl-Zentralheizung 23 % 25 %
Fernwärme 15,2 % 13,9 %
Gas-Etagenheizung 11,6 % 9,8 %
Elektro-Wärmepumpe (Zentralh.) 5,7 % 2,2 %
Sonstige (Flüssiggas-/Kohle-Zentralheizung, Gas-Wärmepumpe u.a.) 3,6 % 4,4 %
Holz- / Pellet-Zentralheizung 1,8 % 2,8 %
(Nacht-) Stromspeicheröfen 1,8 % 2,6 %

Energieträger der Heizungen

Energieträger Anteil im Jahr 2023 Anteil im Jahr 2019
Gas (Zentral-; Etagenheizung; Gas-Wärmepumpe; Gaseinzelöfen) 48,3 % 48,2 %
Öl (Zentralheizung; Ölofen) 23,4 % 25,6 %
Fernwärme 15,2 % 13,9 %
Strom Elektro-Wärmepumpe 5,7 % 2,2 %
Sonstige (sonst. Zentral-/Einzelheizungen; Flüssiggas; Holz/Pellets; Kohle etc.) 5,6 % 7,5 %
Strom Nachtspeicheröfen 1,8 % 2,6 %

Alter der Heizungen

Alter Anteil im Jahr 2023 Anteil im Jahr 2019
Unter 5 Jahre 21,1 % 18,4 %
5 Jahre bis unter 10 Jahre 18,8 % 16,2 %
10 Jahre bis unter 15 Jahre 15,3 % 12,5 %
15 Jahre bis unter 20 Jahre 11,3 % 13 %
20 Jahre bis unter 25 Jahre 13 % 15,7 %
25 Jahre und älter 20,5 % 24,2 %

Es wird somit deutlich, dass ein Großteil der Heizungen in Deutschlands Ein- und Mehrfamilienhäusern nicht mehr auf dem aktuellen Stand der Technik ist. Dies führt nicht nur zu hohen CO₂-Emissionen, sondern auch zu hohen Heizkosten. Kompetente Energieunternehmen empfehlen deshalb oft den Einbau eines modernen Heizungssystems, etwa einer Wärmepumpe in Kombination mit einer Photovoltaikanlage.

Die Installation eines solchen Systems kann bis zu 70 Prozent durch den Staat gefördert werden. Die Förderung setzt sich zusammen aus einer einkommensunabhängigen Förderung (30 %), einer einkommensabhängigen Förderung für Haushalte mit einem Jahreseinkommen von unter 40.000 Euro (20 %) und einem Geschwindigkeitsbonus beim Heizungstausch bis zum Jahr 2028 (20 %).

Einsparungen durch Photovoltaik und Wärmepumpe

Der World Wide Fund For Nature (WWF) hat anlässlich dieser Förderoptionen berechnet, ob eine Wärmepumpe oder eine neue Gasheizung die finanziell bessere Option darstellt. Die Beispielrechnung basiert auf einem Haus der Energieeffizienzklasse F. Die Kosten der neuen Luft-Wasser-Wärmepumpe wurden mit den drei Förderkategorien Grundförderung (30 %), Grundförderung plus Geschwindigkeitsbonus (50 %) und dem zusätzlichen Einkommensbonus (70 %) berechnet und mit den Kosten der neuen Gasheizung verglichen. Laut Viviane Raddatz, Klimachefin beim WWF Deutschland, bietet die Wärmepumpe in allen Szenarien Kostenvorteile, obwohl es sich um ein ineffizientes Gebäude handelt.

„Wer heute klimafreundlich handelt, handelt auch wirtschaftlich vernünftig. Was es jetzt vor allem braucht, ist Kommunikation: Die Menschen brauchen Fakten, keine Meinungen, um ihr Wohnumfeld für die Zukunft richtig aufzustellen.“

Wenn man die gesamte Nutzungsdauer betrachtet, ist eine Wärmepumpe schon mit der Grundförderung (30 %) günstiger als eine Gasheizung. Haushalte, die den Grund- und Geschwindigkeitsbonus kombinieren (50 %) können mit einer Wärmepumpe gegenüber einer Gasheizung etwa 400 Euro pro Jahr einsparen. In Kombination mit einer Photovoltaikanlage liegen die Einsparungen bei knapp 800 Euro jährlich. Haushalte, die den zusätzlichen Einkommensbonus mit der Grundförderung und Geschwindigkeitsbonus kombinieren (70 %), sparen durch eine Wärmepumpe 750 Euro pro Jahr. In Kombination mit einer Photovoltaikanlage liegen die Einsparungen sogar bei 1.100 Euro jährlich.

„Die Wärme- und Energiewende sind zusammen lösbar und sollten auch zusammen gedacht werden.“

Desinformation zur Heizungsmodernisierung

Der WWF hat zudem im Zeitraum zwischen Ende Juli bis Anfang August 2023 eine Umfrage unter mehr als 2.000 Eigenheimbesitzern durchgeführt. Ein Großteil von ihnen (56,1 %) gab an, dass sie ihre Immobilie nicht energetisch sanieren möchten, weil sie die Kosten für zu hoch zuhalten. Knapp die Hälfte (44,3 %) der Teilnehmer erklärte, dass auch eine Übernahme von 70 Prozent der Investitionskosten keine ausreichende Motivation für eine Modernisierung ihrer Heizung sind. Laut dem WWF zeigen diese Umfrageergebnisse, dass Desinformation eine schnelle Heizungsmodernisierung in der Bundesrepublik verhindern.

„Gezielte Desinformation und Verzögerungsdebatten haben hohe Unsicherheiten zur Heizungswahl erzeugt, wo es eigentlich klare Antworten gibt. Es gilt, jetzt mit Sachlichkeit gegenzusteuern, sonst geht die Diskussion um die Wärmewende zu Lasten des Klimas und der Menschen. Wer jetzt trotz der neuen Förderrichtlinie für den Heizungstausch auf fossile Lösungen anstelle von Klimaschutz setzt, tut dies auf Kosten des eigenen Portemonnaies.“

Anlässlich der Umfrageergebnisse plädiert der Umweltschutzverband für eine umfassende neutrale Aufklärungskampagne, die Hausbesitzer über die Kosten von veralteten Heizsystemen aufklären soll. Es soll so erreicht werden, dass mehr Immobilieneigentümer auf eine moderne Luft-Wärmepumpe umsteigen.

Spannend & Interessant
VGWortpixel