STATS19-Datenbank

Sind Elektroautos gefährlicher für Fußgänger als Verbrenner?

 Robert Klatt

Elektroautos gefährden Passanten nicht stärker als Verbrenner )moc.sotohptisopedqnarab(Foto: © 

Elektroautos sind leiser und haben meistens eine deutlich höhere Beschleunigung und ein höheres Gewicht als Verbrenner. Nun wurde untersucht, ob sie deshalb öfter in Unfälle mit Passanten verwickelt sind und ob sie gefährlichere Verletzungen erleiden als bei einem Unfall mit einem Benziner oder Diesel.

Leeds (England). Kritiker der Elektromobilität befürchten, dass Elektroautos öfter in Unfälle mit Fußgängern verwickelt sind als Verbrenner, weil sie im Stadtverkehr leiser sind und meistens eine deutlich höhere Beschleunigung besitzen. Ob die Annahme der Realität entspricht, haben nun Forscher der University of Leeds ermittelt. Das Team um Zia Wadud hat dazu Daten der STATS19-Datenbank, der offiziellen Datenbank des britischen Verkehrsministeriums, die alle gemeldeten Verkehrsunfälle enthält, analysiert.

„Es gab zwei Sorgen im Zusammenhang mit Elektrofahrzeugen und der Verkehrssicherheit. Erstens, dass Elektroautos wegen ihres geringeren Geräuschpegels häufiger mit Fußgängern kollidieren würden als herkömmliche Fahrzeuge. Zweitens, dass bei einer Kollision die Verletzungen schwerer ausfallen würden, weil E-Autos schwerer sind.“

Laut den Daten kam es bei Elektroautos im Zeitraum von 2019 bis 2023 zu 57,8 Unfällen mit verletzten Passanten pro 1,6 Milliarden gefahrenen Kilometern. Bei Verbrennern waren es hingegen 58,9 Unfälle. Die Unfallrate der Hybridfahrzeuge war mit 120,14 hingegen deutlich höher. Die Forscher erklären, dass dies vor allem darin liegt, dass Autos mit Hybridantrieb im Vereinigten Königreich (UK) oft als Mietwagen und Taxis eingesetzt werden und somit einen größeren Anteil ihrer Fahrleistung in Städten absolvieren, wo es öfter zu Unfällen mit Passanten kommt als in anderen Bereichen.

Erhöhte Gefahr für Passanten durch Elektroautos?

Die analysierten Daten zeigen somit deutlich, dass Elektroautos, die im Mittel durch die schweren Akkuzellen ein etwa 300 Kilogramm höheres Gewicht als Verbrenner haben, keine erhöhte Gefahr für Passanten darstellen. Laut den Forschern liegt dies vor allem daran, dass sie durchschnittlich deutlich neuer und teurer sind und deshalb oft über bessere Sicherheitssysteme verfügen. Diese verhindern viele Unfälle und mildern die Folgen von Unfällen ab. In Großbritannien und in der Europäischen Union (EU) müssen Elektroautos zudem ab  Juli 2019 ein sogenanntes Acoustic Vehicle Alerting System (AVAS) besitzen, das ein Warnsignal für Passanten erzeugt.

Die Forscher erklären zudem, dass ihre Studie deutlich andere Ergebnisse als ältere Studien liefert, weil sie zwischen reinen Elektroautos und Hybridautos unterschieden hat. In den älteren Studien wurden die besonders oft in Unfälle verwickelten Hybridautos hingegen mit reinen Elektroautos zusammengefasst und haben dadurch die Ergebnisse verzerrt.

Fokus auf SUVs und Co.

Laut den Wissenschaftlern sollte man sich angesichts der aktuellen Studienergebnisse bei Diskussionen über die Verkehrssicherheit und den Passantenschutz nicht auf Elektroautos fokussieren, sondern auf besonders große und schwere Autos, unabhängig von deren Antriebsart. Eine Studie des Insurance Institute for Highway Safety (IIHS) mit Daten aus den U.S.A. hat bereits 2022 gezeigt, dass diese besonders oft an tödlichen Unfällen beteiligt sind und für Passanten eine deutlich größere Gefahr darstellen als kleinere Autos.

„Wir sollten uns weniger über die potenziellen Gefahren elektrifizierter Fahrzeuge sorgen und vielmehr über die zunehmende Verbreitung von SUVs auf den Straßen des Landes. Ob elektrisch oder herkömmlich angetrieben, diese größeren, schwereren Fahrzeuge bergen nicht nur höhere Sicherheitsrisiken, sie beanspruchen auch mehr Platz auf den Straßen und verursachen über ihren Lebenszyklus hinweg mehr CO₂.“

Quellen:

STATS19-Datenbank

Studie im Fachmagazin Nature Communications, doi: 10.1038/s41467-025-66463-8

Pressemitteilung der University of Leeds

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