Kreative Berufe

Zauberer leiden seltener unter psychischen Krankheiten

Robert Klatt

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Kreative Menschen leider häufig unter psychischen Problemen. Zauberer, deren psychologisches Profil Wissenschaftlern und Mathematikern ähnelt, sind hierbei eine Ausnahme.

Aberystwyth (Wales). Viele berühmte Menschen mit kreativen Berufen, etwa der Maler Vincent van Gogh und der Schauspieler Robin Williams, haben öffentlich über ihre psychischen Krankheiten gesprochen. Auch die Wissenschaft hat Indizien dafür entdeckt, dass Menschen mit einer außergewöhnlichen Kreativität häufiger unter psychischen Problemen leiden. Forscher der Aberystwyth University haben im Fachmagazin BJPsych Open nun eine Studie publiziert, laut der Zauberer eine Ausnahme bilden.

Dazu haben die Autoren die psychologischen Merkmale von 195 Zauberern des britischen Magic Circle, der Society of American Magicians und der International Brotherhood of Magicians analysiert und mit 233 Personen aus der Allgemeinbevölkerung verglichen. Erhoben wurden die Daten mit psychologischen Standardtests wie dem Oxford-Liverpool Inventory of Feelings and Experiences, der die Anfälligkeit für Psychosen und Persönlichkeitsstörungen untersucht.

Bessere Ergebnisse bei vielen Messwerten

Laut den Testergebnissen erzielen professionelle Zauberer oft deutlich bessere Werte als die Allgemeinbevölkerung. Insbesondere die Wahrscheinlichkeit, dass Zauberer an Symptomen wie Halluzinationen oder kognitiver Desorganisation, die typisch für psychotische Zustände sind, ist deutlich geringer als in der Vergleichsgruppe.

Es handelt sich laut Gil Greengross dabei um die erste Studie, die zeigt, dass eine kreative Berufsgruppe niedrigere Ausprägungen psychotischer Merkmale aufweist als die Allgemeinbevölkerung.

„Die Ergebnisse zeigen, dass der Zusammenhang zwischen Kreativität und Psychopathologie komplexer ist als bisher angenommen.“

Ähnlichkeit mit Wissenschaftlern und Mathematikern

Die Studie zeigt zudem, dass das psychologische Gesundheitsprofil von Zauberkünstlern bemerkenswerte Ähnlichkeiten mit dem von Mathematikern und Wissenschaftlern aufweist. Obwohl die Studie keine definitive Erklärung für die hohe psychische Widerstandsfähigkeit der Zauberer liefern kann, scheinen Ähnlichkeiten nicht zufällig zu sein.

Sowohl in der Mathematik und Wissenschaft als auch in der Zauberkunst sind Präzision und technische Fertigkeiten von entscheidender Bedeutung. Der Erfolg eines Magiers hängt stark von Timing und handwerklicher Fertigkeit ab. Obwohl die Entwicklung ihrer Tricks Kreativität erfordert, ist es auf der Bühne vor allem wichtig, diese fehlerfrei auszuführen.

BJPsych Open, doi: 10.1192/bjo.2023.609

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