Männer oder Frauen

Welches Geschlecht überschätzt die eigene Intelligenz?

Robert Klatt

Intelligenzquotient (IQ) )moc.hsalpsnuZURC AL ED NALA(Foto: © 
Auf den Punkt gebracht
  • Es gibt kein intelligenteres Geschlecht
  • Männer überschätzen ihren Intelligenzquotienten (IQ) jedoch häufig.
  • Diese Fehleinschätzung beginnt oft schon im Kindesalter

Bei der Einschätzung der eigenen Intelligenz gibt es deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede. Eine Studie zeigt nun, welches Geschlecht sich oft überschätzt und welches sich unterschätzt.

Brisbane (Australien). Wissenschaftler der Griffith University haben untersucht, wie die Geschlechter des Menschen die eigene Intelligenz einschätzen. An der Studie nahmen laut der Publikation im Fachmagazin Frontiers in Psychology 103 Personen teil, die sich als männlichen identifizierten und 125 Personen, die sich als weiblich identifizierten.

Die Probanden absolvierten einen standardisierten Intelligenztest. Dieser zeigt, dass im Mittel der Intelligenzquotient (IQ) bei Frauen und Männer identisch ist. Anschließend sollten die Teilnehmer ihre eigene Intelligenz selbst einschätzen. Dabei überschätzten Männer konsequent ihren IQ. Frauen dagegen unterschätzen ihren IQ häufiger.

Selbsteinschätzung des Intelligenzquotienten (IQ)

Laut dem Studienleiter David Reilly ist dieses Verhaltensmuster primär vom Faktor Männlichkeit abhängig. Je maskuliner sich ein Mensch verhält, umso stärker überschätzt dieser auch den eigenen IQ. Dieser Zusammenhang existiert unabhängig vom Geschlecht, das den Probanden bei ihrer Geburt zugewiesen wurde. Frauen, die sich maskuliner verhalten, überschätzen ihre kognitive Leistungsfähigkeit also ebenfalls häufig.

„Wir fanden heraus, dass das biologische Geschlecht und dann das psychologische Geschlecht die stärksten Prädikatoren für die Überschätzung des IQs sind. Männlich geboren zu werden und starke maskuline Persönlichkeitszüge zu haben (Männer und Frauen) war verknüpft mit einem übersteigerten intellektuellen Selbstbild“, erklären die Autoren.

„Bem Sex Role Inventory“-Test

Ob in der Studie eine Person als maskulinem oder femininem eingestuft wurde, bestimmten die Forscher anhand des „Bem Sex Role Inventory“-Tests. Dieser Test fragt Eigenschaften ab, die für die jeweiligen Geschlechter als sozial erwünscht gelten.

Gesellschaftlichen Implikationen von IQ und Geschlecht

Die Forscher konnten dabei entdecken, dass gesellschaftlichen von IQ und Geschlecht sehr wahrscheinlich für die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei der Einschätzung der Intelligenz verantwortlich sind.

Es ist demnach so, dass Eltern ihre Söhne bereits im frühen Alter häufiger als klüger einschätzen als ihre Töchter. Dies führt dazu, dass Mädchen und Frauen ihre Intelligenz auch im späteren Leben oft unterschätzen. Laut den Autoren könnte dies auch erklären, wieso Frauen seltener einen Beruf in der Technik oder Forschung anstreben. Zudem könnten die Einschätzung des IQs durch Frauen auch den Gender Pay Gap, also die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern, erklären.

Frontiers in Psychology, doi: 10.3389/fpsyg.2022.812483

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