Robert Klatt
In manchen Ländern glaubt ein Großteil der Bevölkerung (90 %) an Hexerei. Auch in Deutschland ist der Anteil groß.
Washington, D.C. (U.S.A.). Im Mittelalter was der Glauben an Hexen und andere mystische Wesen, darunter laut einem polnischen Grab auch Vampire, in Europa weitverbreitet. Forscher der American University (AU), einer privaten, methodistischen Universität, um Boris Gershman, haben nun untersucht, ob Menschen noch immer an Hexerei glauben. Laut ihrer Publikation im Fachmagazin PLOS One haben sie dazu 140.000 Menschen aus 95 Ländern befragt.
In Deutschland haben an der Umfrage 2.211 Menschen teilgenommen, von denen 13,4 Prozent geantwortet haben, dass sie an Hexerei glauben. Hochgerechnet auf die Gesamtbevölkerung entspricht dies rund neun Millionen Menschen. Am höchsten ist der Anteil der Menschen, die an Hexen glauben, in Tunesien (90 %) und am geringsten in Schweden (9 %). Einige große Länder, darunter Indien und China, sind in der Studie nicht enthalten, weil diese sich auf christliche und islamische Länder konzentriert hat.
„Trotz dieser Einschränkungen macht unser neuer Datensatz deutlich, dass erstens der Glaube an Hexerei ein globales zeitgenössisches Phänomen ist, das nicht auf einige wenige ausgewählte Gebiete beschränkt ist, und dass zweitens die Prävalenz sowohl zwischen als auch innerhalb von Weltregionen erheblich variiert.“
Die Umfragedaten zeigen zudem, dass der Glaube an Hexerei innerhalb der Bevölkerungsgruppen eines Landes stark schwankt. Im Mittel glauben Personen mit einem hohen Bildungsniveau und einem hohen Einkommen seltener an deren Existenz.
Außerdem wird deutlich, dass der Glaube an Hexen auf Länderebene zunimmt, wenn deren Institutionen eher schwach sind und die Bevölkerung nur ein geringes Vertrauen in die Innovationskraft und das Sozialsystem ihres Staates hat. Laut Gershman besteht zudem ein Zusammenhang zwischen dem Zusammenhalt innerhalb eines Staates und dem Glauben an Hexen.
„Er zwingt einen dazu, sich den lokalen Normen anzupassen, weil jede Abweichung zu einer Anklage führen kann.“
In Staaten, in denen bereits viele Menschen an die Existenz von Hexen glauben, sind andere Personen also aus Angst vor Ablehnung ebenfalls dazu gezwungen, ihre Existenz öffentlich einzugestehen.
PLOS One, doi: 10.1371/journal.pone.0276872