Batteriereichweite

Kognitive Verzerrungen verhindern Kauf von Elektroautos

 Robert Klatt

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Auf den Punkt gebracht
  • Bei vielen Menschen verhindern kognitive Verzerrungen den Kauf eines Elektroautos
  • Besonders die Batteriereichweite wird oft stark unterschätzt
  • Kompatibilitätsinformationen, die demonstrieren, dass ein Elektroauto zum individuellen Lebensstil passt, können den Absatz stark erhöhen
  • Psychologischn Aspekte sollten bei der Verkehrswende deshalb stärker berücksichtigt werden

Bei vielen Menschen verhindern kognitive Verzerrungen den Kauf eines Elektroautos. Die Bereitstellung von Kompatibilitätsinformationen kann den Absatz erhöhen.

Genf (Schweiz). Die Klimafreundlichkeit von Elektroautos wurde inzwischen durch unterschiedliche Studien belegt. Auch die Bundesregierung in Deutschland möchte deshalb den Anteil an Elektroautos am Straßenverkehr deutlich erhöhen. Bis zum Jahr 2030 sollen sieben bis zehn Millionen Elektroautos bei zugelassen sein.

Aktuell liegt der Anteil an der Gesamtheit aller Autos jedoch bei nur 1,3 Prozent. Neben den technologischen und finanziellen Hürden liegt dies laut einer Studie der Universität Genf auch an einem psychologischen Faktor, der bei den Debatten um die E-Mobilität bisher kaum berücksichtigt wurde.

Batteriereichweite oft stark unterschätzt

Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Nature Energy befragten die Forscher knapp 900 Menschen aus verschiedenen nordamerikanischen und europäischen Ländern, darunter auch Deutschland, zu Elektroautos. Die Forscher fragten dabei lediglich ab, welche Streckenlänge die Probanden zurücklegen und wie viel der gesamten Batteriereichweiten sie laut ihrer Einschätzung dafür verbrauchen würden.

Die Ergebnisse belegen, dass die meisten Menschen die verfügbare Reichweite eines Elektroautos deutlich geringer einschätzen, als diese tatsächlich ist. Viele Probanden, die eigentlich ihre üblichen Strecken problemlos mit einem Elektroauto fahren könnten, gehen deshalb davon aus, dass die Batteriereichweite nicht hoch genug ist.

Erinnerung an seltene Erlebnisse

Zudem erklären die Forscher, dass viele Menschen Elektroautos unterschätzen, weil sich das Gehirn eher an seltene Erlebnisse erinnert als an alltägliche Aktivitäten. Menschen denken beim Kauf eines neuen Autos also eher an die lange Strecke bei ihrem letzten Urlaub als an die fast täglich stattfindenden Fahrten zum Einkaufen und zur Arbeit. Sie erhalten so die Einschätzung, dass die Batteriereichweite zu gering ist, obwohl sie bei einem Großteil der Nutzungsszenarien eigentlich mehr als ausreichend ist.

Bereitstellung von Informationen

Laut den Autoren können diese kognitiven Verzerrungen durch das Bereitstellen von Kompatibilitätsinformationen abgebaut werden. Diese können den Menschen zeigen, ob ein Elektroauto zu ihrem Lebensstil passt. Bei den Probanden konnten Kompatibilitätsinformationen die Bedenken bezüglich der Reichweite deutlich reduzieren und damit die Kaufbereitschaft erhöhen. Besonders stark beeinflussten die Kompatibilitätsinformationen Menschen, die derzeit viel Geld für ihr Auto mit Verbrennungsmotor ausgeben.

Die Autoren sind deshalb der Ansicht, dass die psychologischen Aspekte beim Autokauf in Zukunft stärker bei der politischen Strategie zur Verkehrswende berücksichtigt werden müssen.

Nature Energy, doi: 10.1038/s41560-022-01028-3

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