Überalterung in Japan

Yale-Professor schlägt Senioren Massenselbstmord vor

Robert Klatt

Rentner in Japan )kcotS ebodArehtafdog(Foto: © 
Auf den Punkt gebracht
  • In Japan wird die Bevölkerung immer älter und das Rentensystem kommt an seine finanziellen Grenzen
  • Um das Demografieproblem zu lösen hat ein Professor der Yale University deshalb einen Massenselbstmord bei Senioren vorgeschlagen, der den historischen Seppuku-Freitodritual der Samurai ähnelt

In Japan wird die Bevölkerung immer älter und das Risiko für Altersarmut ist hoch. Ein Yale-Professor hat deshalb einen Massenselbstmord bei Senioren vorgeschlagen.

New Haven (U.S.A.). In Japan befindet sich die Geburtentage seit Langem auf einem niedrigen Niveau. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung nimmt dadurch kontinuierlich zu. Sollte die Entwicklung anhalten, sind im Jahr 2065 40 Prozent der japanischen Bevölkerung 65 Jahre oder älter.

Yusuke Narita, ein aus Japan stammender Professor der renommierte Yale University, hat deshalb laut der New York Times (Paywall) in Anspielung auf das historische Seppuku-Freitodritual der Samurai einen Massenselbstmord bei Senioren vorgeschlagen, um das Demografieproblem zu lösen.

„Ich habe das Gefühl, dass die einzige Lösung ziemlich klar ist. Ist es am Ende nicht Massenselbstmord und Massen-Seppuku älterer Menschen.“

Als man Narita aufforderte, seine Gedanken weiter auszuführen, verwies er auf eine Sequenz aus dem amerikanisch-schwedischen Horrorstreifen "Midsommar“, in welcher ein älteres Mitglied einer Sekte zum Suizid gedrängt wird.

„Ob das eine gute Sache ist oder nicht, ist eine schwierige Frage. Wenn Sie das für gut halten, dann können Sie vielleicht hart daran arbeiten, eine solche Gesellschaft zu schaffen.“

Lösung des Altersproblems in Japan

Geäußert hat Narita die Idee bereits Ende 2021 in einer Talkshow, als er dazu befragt wurde, wie das Altersproblem der japanischen Gesellschaft gelöst werden kann. Das Internet hat jedoch erst kürzlich dazu geführt, dass der vorgeschlagene Massenselbstmord internationale Aufmerksamkeit erhalten hat.

Inzwischen hat der Wissenschaftler durch seine Idee und andere radikale Äußerungen in den sozialen Netzwerken Kultstatus erlangt. Bei Twitter hat Narita bereits über 606.000 Follower. Zudem war in Comedyshows und auf Zeitschriftencovern und hat Werbung für Energydrinks gemacht.

Äußerung aus dem Zusammenhang gerissen?

Offenbar bemühte sich Narita inzwischen, seine Äußerungen zurückzunehmen. Als er darauf angesprochen wurde, soll er erklärt haben, seine Worte seien aus dem Kontext herausgenommen worden. Er betonte, er habe lediglich das zunehmende Bestreben thematisieren wollen, ältere Personen aus leitenden Positionen in Wirtschaft und Politik zu verdrängen, um Raum für die jüngere Generation zu schaffen. Dabei sei der Begriff Seppuku bloß als bildhafte Darstellung gemeint gewesen.

Auch eine Äußerung von Narita, laut der Sterbehilfe in Zukunft zur Pflicht werden könnte, wurde laut dem Wissenschaftler aus dem Zusammenhang gerissen.

„Die Möglichkeit, sie in Zukunft obligatorisch zu machen, wird in der Diskussion auftauchen.“

Zunehmende Sorgen in Japan

Die wachsende Beliebtheit Naritas scheint in Japan für immer mehr Beunruhigung zu sorgen. Das Land kämpft mit einer schwindenden Geburtenrate und enormer Staatsverschuldung. Laut der New York Times steigt die Besorgnis bei Entscheidungsträgern hinsichtlich der Finanzierung Japans steigender Rentenverpflichtungen. Die Herausforderungen, denen die Gesellschaft gegenübersteht, sind immens.

Masato Fujisaki, ein Kolumnist von Newsweek Japan, sieht dies ähnlich. Laut ihm sollte man Naritas Bemerkungen kritisch beurteilen.

„Die Bemerkungen sollten nicht leichtfertig als Metapher verstanden werden. Naritas Fans sind Menschen, die denken, dass alte Menschen einfach sterben und die Sozialhilfe gekürzt werden sollte.“

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