Hohes Einkommen

Viel Geld macht doch glücklicher

Robert Klatt

Reise im Privatjet )kcotS ebodAnavI(Foto: © 
Auf den Punkt gebracht
  • Die Wissenschaft ging lange davon aus, dass ab einem Jahreseinkommen von 75.000 Dollar mehr Geld die Lebenszufriedenheit nicht erhöht
  • Eine neue Studie hat dies nun widerlegt. Bei den meisten Menschen steigt das Glücksempfinden bis zu einem Jahreseinkommen von 500.000 Dollar durch mehr Geld
  • Lediglich notorisch unglückliche Menschen mit Leiden wie einer klinischen Depression werden durch ein höheres Einkommen nicht glücklicher

Die Forschung ist lange davon ausgegangen, dass ein höheres Einkommen nicht unbedingt mehr Lebensglück bedeutet. Eine neue Studie zeigt nun, dass viel Geld doch glücklicher macht.

Philadelphia (U.S.A.). Wissenschaftler um den Nobelpreisträger Angus Deaton haben 2010 eine Studie publiziert, laut der die Lebenszufriedenheit eines Menschen bis zu einem Jahreseinkommen von 75.000 US-Dollar zunimmt. Bei noch höheren Einkommen soll diese Korrelation nicht mehr bestehen. Bereits 2021 haben Forscher der University of Pennsylvania (UPenn) um Matthew Killingsworth, der auch an der 2010 publizierten Studie beteiligt war, dieses Studienergebnis. Laut ihrer Publikation nimmt das Glücksniveau eines Menschen fast linear mit seinem Einkommen zu.

Nun haben die Wissenschaftler der UPenn erneut die Korrelation zwischen der Lebenszufriedenheit und dem Einkommen eines Menschen untersucht. Laut ihrer Veröffentlichung im Fachmagazin PNAS werden Menschen bis zu einem Jahreseinkommen von 500.000 US-Dollar durch mehr Geld tatsächlich glücklicher. An der Studie nahmen 33.391 Berufstätige in den U.S.A. teil, deren Haushaltseinkommen im Mittel bei 85.000 US-Dollar lag.

Hohes Einkommen ermöglicht Luxus

Laut den Autoren stellen die beiden Einkommen von 75.000 und 500.000 US-Dollar pro Jahr jeweils andere Grenzen dar. Menschen mit einem Jahreseinkommen von 75.000 US-Dollar spüren demnach keine Effekte mehr, die durch zu wenig Geld ausgelöst werden. Sie können also ein auskömmliches Leben führen und haben keine Sorgen über Grundbedürfnisse wie Nahrungsmittel, Wohnraum und Energie.

Ein Einkommen über 75.000 US-Dollar ermöglicht ein luxuriöses Leben, also etwa größere Wohnungen, teurere Hobbys oder besonders Reisen. Die 2010 von Deaton publizierte Studie kam zu dem Ergebnis, dass dies die Lebenszufriedenheit des Menschen nicht erhöht. Die nun von den Forschern um Killingsworth veröffentlichten Studiendaten zeigen hingegen, dass der zusätzliche Luxus das Glücksempfinden erhöht.

„Vereinfacht ausgedrückt deutet alles darauf hin, dass für die meisten Menschen ein höheres Einkommen mit größerem Glück verbunden ist.“

Glücksempfinden in Echtzeit untersucht

Um das Glücksempfinden der Probanden zu untersuchen, nutzten die Forscher die Smartphone-App „Track Your Happiness“. Diese App ermöglichte es zu zufälligen Zeitpunkten im täglichen Leben den Probanden die Frage „Wie fühlen Sie sich gerade?“ zu stellen. Die Studienteilnehmer antworteten dann spontan auf einer Skala von „sehr schlecht“ bis „sehr gut“.

Lebenszufriedenheit nimmt mit dem Einkommen zu

Die Daten der Smartphone-App zeigen in Verbindung mit dem Einkommen der Personen, dass das Glück bei den meisten Menschen durch mehr Geld zunimmt. Das glücklichste Drittel der Probanden verdient über 100.000 Dollar. Am größten ist der Effekt von zusätzlichem Geld jedoch bei Menschen mit besonders geringen Einkommen, weil dadurch existentielle Sorgen entfallen.

Die Lebenszufriedenheit nimmt bei den meisten Befragten bis zu einem jährlichen Einkommen von 500.000 Dollar zu. Ob die Korrelation aus mehr Geld und einer höheren Lebenszufriedenheit auch bei noch höheren Einkommen besteht, kann die Studie nicht beantworten, weil die Probandenanzahl für eine statistische Auswertungen zu klein war.

Notorisch unglückliche Menschen

Bei etwa 15 Prozent der Probanden nahm das Wohlbefinden ab einem Einkommen von 100.000 Dollar nimmt mehr zu. Es handelt sich bei diesen Personen laut den Studienautoren nicht um Minimalisten, die zufrieden sind, sobald sie keine materielle Not mehr leiden müssen, sondern um notorisch unglückliche Menschen. Die Personen haben also bestimmte Leiden, die sich nicht nur zusätzliches Geld lindern lassen

„Diese Einkommensschwelle stellt möglicherweise den Punkt dar, jenseits dessen das verbleibende Elend durch ein hohes Einkommen nicht gemildert wird. Herzschmerz, Trauer und klinische Depressionen könnten Beispiele für ein solches Elend sein. Wenn man reich und unglücklich ist, hilft mehr Geld auch nicht.“

PNAS, doi: 10.1073/pnas.2208661120

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