Soziale Gerechtigkeit?

Vermögensteuer würde Deutschland 73 Milliarden Euro jährlich einbringen

Robert Klatt

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In Deutschland zahlen Milliarde und Multimillionäre verhältnismäßig geringe Steuern. Eine Vermögensteuer wie in der Schweiz würde der Bundesrepublik jährlich Mehreinnahmen von 73 Milliarden Euro einbringen.

Berlin (Deutschland). In Deutschland, Österreich und der Schweiz (D-A-CH) existieren progressive Steuersysteme, die für einen sozialen Ausgleich zwischen den unterschiedlichen Einkommensschichten sorgen sollen. Menschen mit hohen Einkommen sollen also nicht nur einen absolut höheren Beitrag bezahlen, sondern auch relativ in Abhängigkeit von ihrem Einkommen höhere Steuern entrichten. Ökonomen des Netzwerks Steuergerechtigkeit und Oxfam haben nun untersucht, ob die aktuellen Steuergesetzte der drei Länder dieses Ziel tatsächlich erreichen.

Laut den Berechnungen der Studienautoren zahlen Milliardäre in der Schweiz inklusive Unternehmenssteuern im Mittel 32 Prozent Steuern, was über drei Viertel des geltenden Höchststeuersatzes (41,5 %) entspricht. In Deutschland (26 %) und Österreich (25 %) zahlen Milliardäre hingegen Steuern, die stark unter den nationalen Höchststeuersätzen von 47,5 Prozent bzw. 55 Prozent liegen.

Effektive Steuer- und Abgabenlasten

Schweiz Österreich Deutschland
Multimilliardär  32 % 26 % 26 %
Multimillionär 19 % 30 % 29 %
- nur Steuern 18 % 28 % 26 %
Mittelstandsfamilien 15 % 42 % 43 %
- nur Steuern 0,3 % 7 % 12 %
Höchststeuersatz für Arbeitseinkommen 41,5 % 55 % 47,5 %

Multimillionäre zahlen geringe Steuern

Multimillionäre zahlen im Mittel in Deutschland (29 %) und Österreich (30 %) ebenfalls Steuern, die deutlich unter den möglichen Höchstsätzen liegen. In der Schweiz zahlt ein Teil der Multimillionäre (19 %) hingegen den jeweiligen Höchststeuersatz des Kantons, in dem sie leben.

Es wird somit deutlich, dass Milliardäre und Multimillionäre in Deutschland und Österreich prozentual deutlich weniger Steuern zahlen als Mittelschichtsfamilien, die in der Bundesrepublik laut einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) innerhalb der Mitgliedsstaaten die zweithöchste Abgabenlast entrichten.

Sonderregelungen und Steuerprivilegien

Die Ökonomen erklären, dass die geringen Steuern der vermögenden Haushalte in den drei untersuchten Ländern durch Sonderregelungen und Steuerprivilegien entstehen. Diese gelten primär auf Vermögens- und Unternehmenseinkommen, jedoch nicht auf reguläre Arbeitseinkommen, die Menschen aus niedrigeren Einkommensschichten typischerweise erhalten. Besonders betroffen sind Einkommen, die nicht an die Milliarde und Multimillionäre persönlich ausgeschüttet werden, sondern in Beteiligungsgesellschaften gehalten werden. Milliarde und Multimillionäre zahlen also nahezu keine Einkommenssteuer, sondern nur Unternehmenssteuern.

Vermögensteuer würde Situation ändern

In der Schweiz existiert bereits eine Vermögensteuer, die dafür sorgt, dass die reichen Haushalte eine deutlich höhere Belastung haben als in Österreich und Deutschland. Es handelt sich dabei um eine indirekte Steuer auf Vermögenserträge, die man mit Holdingstrukturen nicht umgehend kann.

Würde man ein entsprechendes Steuermodell in Deutschland einführen, hätte der Staat dadurch Mehreinnahmen in Höhe von 73 Milliarden Euro pro Jahr. Derzeit besteuert Deutschland Vermögen lediglich, wenn diese vererbt werden und nimmt dadurch neun Milliarden Euro jährlich ein.

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