Altersdiskriminierung?

Senioren werden bei Krediten oft ausgeschlossen

Robert Klatt

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In Deutschland entscheiden sich immer mehr Senioren einen Kredit aufzunehmen. Banken schließen ältere Personen laut einer Studie aber oft pauschal aus.

Hamburg (Deutschland). In Deutschland nutzen Senioren laut Daten eines bekannten Vergleichsportals immer häufiger einen Kredit. Ihr Anteil am gesamten Kreditgeschäft ist von 3,7 Prozent im Jahr 2019 auf 4,5 Prozent im Jahr 2023 gestiegen. Dies entspricht einem Wachstum von mehr als einem Fünftel (22 %) in fünf Jahren.

Das Kreditvolumen ist im selben Zeitraum von 10.802 Euro um 26 Prozent auf 13.582 Euro gestiegen. Welche Anteile ein Kredit aus dem Ausland, Konsumentenkredite, Immobilien- oder Renovierungskredite und anderen Kredittypen haben, zeigen die Daten nicht. Laut Oliver Maier zeigen die Daten, dass sich Senioren auch im hohen Alter Geld leihen können.

„Auch im höheren Alter sind Kredite für Renovierungen in der eigenen Immobilie, ein neues Auto oder den Kauf von neuem Mobiliar für Senioren zugänglich. Das Renteneintrittsalter ist kein limitierender Faktor mehr. Die Finanzbranche hat sich in den letzten Jahren immer besser auf Senioren eingestellt, darum erhalten auch Ältere heute meist problemlos einen Kredit.“

Altersdiskriminierung bei Krediten?

Eine Studie des Instituts für Finanzdienstleistungen e.V. (iff) widerspricht den Daten von Verivox deutlich. Laut dem Forschungsprojekt, das die Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) gefördert hat, haben mehr als die Hälfte der Banken und Versicherungen (55 %) eine klare Altersgrenze bei der Vergabe von Konsumkrediten. Bei Immobilienkrediten, die meistens eine deutlich längere Laufzeit haben, ist der Anteil der Banken und Versicherungen mit einer Altersgrenze noch höher (71 %). Die Altersgrenze liegt laut den stichprobenartigen Kreditanfragen des iff im Mittel bei 67 Jahren.

Laut den Autoren haben die Banken und Versicherungen die Altersgrenzen definiert, weil mit zunehmendem Alter die Wahrscheinlichkeit einer Kreditrückzahlung sinkt. Dies liegt an Faktoren wie dem geringeren Einkommen im Ruhestand, dem höheren Risiko des Ablebens und der höheren Wahrscheinlichkeit einer Pflegebedürftigkeit.

Digitalisierung erschwert Kreditvergabe

Die Studie zeigt überdies, dass die fortschreitende Standardisierung und Digitalisierung im Kreditwesen bei Kreditanträgen von älteren Personen ohne individuelle Prüfung oft zu einer Ablehnung führt. Besonders problematisch ist dabei, dass mögliche zusätzliche Einkommensquellen im Rentenalter bei der Kreditvergabe nicht berücksichtigt werden.

Ein weiterer Faktor, der zur Benachteiligung älterer Kreditnehmer beiträgt, ist die beschleunigte Schließung von Bankfilialen, vorrangig im ländlichen Raum. Eine Umfrage unter Banken ergab, dass etwa die Hälfte (48 %) Bankfilialen schließen, was insbesondere für ältere Menschen den Zugang zu persönlicher Beratung erschwert. Die Kombination aus zunehmender Digitalisierung und dem Rückgang persönlicher Beratungsmöglichkeiten führt somit zu einer verstärkten Benachteiligung älterer Kreditinteressenten.

Laut Ferda Ataman, der Leiterin der ADS, zeigen die Studienergebnisse, deutlich, dass die pauschale Ablehnung der Kreditvergabe an Senioren problematisch ist. Wie Ataman erklärt, kann dies unter anderem dazu führen, dass ältere Menschen dringend benötigte Arbeiten an ihren Immobilien nicht bezahlen können.

„Die Studie des Instituts ist ein Warnsignal, weil sie zeigt, dass ältere Menschen oft pauschal keine Kredite mehr bekommen. Banken sollten natürlich auch in Zukunft die Kreditwürdigkeit ihrer Kundinnen und Kunden prüfen können. Aber pauschale Ablehnungen wegen des Alters sind falsch. Ältere Menschen benötigen die Möglichkeit, bei entsprechenden Sicherheiten Geld zu bekommen.“

Als Reaktion auf die Studie empfiehlt Ataman, das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) zu aktualisieren und pauschale Ablehnungen von Krediten bei Senioren zu verbieten. Banken und Versicherungen sollen stattdessen Kreditanträge genauer prüfen und die individuellen Lebensumstände bei der Vergabe stärker berücksichtigen.

„Verbraucherinnen und Verbraucher müssen die Möglichkeit haben, dass ihre Kreditwürdigkeit individuell überprüft wird.“

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